Potsdam (pm/aw). Die städtebauliche Entwicklung des Areals um die Neue Halle und das ehemalige RAW-Gelände südlich des Potsdamer Hauptbahnhofs nimmt jetzt konkrete Formen an. Der Stadtverordnetenversammlung hat zu ihrer letzten Sitzung eine Beschlussvorlage vorgelegt, mit der der Vorhabenbezogene Bebauungsplan Nr. 36 „Neue Halle/östliches RAW-Gelände“ einer baldigen Öffentlichkeitsbeteiligung zugeführt werden kann. „In den politischen Beratungen zu dieser Vorlage erwarte ich einen kritisch-konstruktiven Austausch, der die Bedeutung dieses Standorts und seine Chance für die Festigung Potsdams als Innovations- und Kompetenzzentrum würdigt und zugleich den kritischen Positionen im bisherigen Beteiligungsprozess ein angemessenes Gewicht verleiht. Die vorliegende Planung kann somit zu einer modernen Weiterentwicklung dieses zentralen Areals führen, bei der sowohl eine denkmalgerechte Sanierung der ehemaligen RAW-Halle als auch eine städtebaulich sinnvolle Ergänzung durch moderne Architektur erfolgen soll“, so Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt.
Das Grundstück der sogenannten „Neuen Halle“ liegt im Geltungsbereich des Aufstellungsbeschlusses für den Bebauungsplan Nr. 103 „Ehemaliges RAW-Gelände Friedrich-Engels-Straße“. Planungsziel für diesen östlichen Teil des Geltungsbereichs war und ist, die denkmalgeschützte Substanz ebenso wie die umgebenden Freiflächen für eine zeitgemäße gewerbliche Nutzung verfügbar zu machen. Anhand der Initiative der The RAW Potsdam GmbH ist dieses Bebauungsplanverfahren für die östlichen Teilflächen zwischenzeitlich durch das Vorhabenbezogene Bebauungsplanverfahren Nr. 36 „Neue Halle/östliches RAW-Gelände“ abgelöst worden. Entsprechend der im Baugesetzbuch formulierten Rahmenbedingungen ist nun ein Planwerk entstanden, welches neben dem Entwurf des Vorhaben- und Erschließungsplans des Vorhabenträgers auch den Entwurf des in seiner Rechtswirkung relevanten Vorhabenbezogenen Bebauungsplans enthält und um einen zwischen dem Vorhabenträger und der Verwaltung endverhandelten Durchführungsvertrag ergänzt ist.
Mit der aktuellen Beschlussvorlage soll zur Gewährleistung einer hohen Transparenz ebenfalls eine Zwischenabwägung der Stadtverordnetenversammlung zu den Ergebnissen der bisherigen Beteiligungsverfahren herbeigeführt werden. Ziel ist eine umfassende Meinungsbildung der Stadtverordnetenversammlung zu allen bisher geäußerten Positionen zu dieser Planung, und eine fundierte politische Willensbildung zum aktuellen Entwurf des Vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Um einer in der Öffentlichkeit breit geführten Diskussionen um mögliche soziale Auswirkungen dieser Planung Rechnung zu tragen, wird aktuell zudem ein Bericht der Verwaltung in den politischen Gremien zum Thema „soziale Erhaltungssatzung“ vorbereitet, die größere Teilflächen des Gebietes umfasst.
Nachdem zum Vorentwurf dieses Vorhabenbezogenen Bebauungsplans Anfang 2019 die frühzeitige Unterrichtung der Öffentlichkeit mit Gelegenheit zur Stellungnahme zu dem beabsichtigten Bauvorhaben gemäß § 13a BauGB durchgeführt wurde und zwei gut besuchte Bürger- bzw. Einwohnerversammlungen wichtige Impulse für die Weiterentwicklung dieses Gebiets hervorgebracht haben, wurde die Planung einer umfangreichen Überarbeitung und Qualifizierung zugeführt. Wichtige Phasen in diesem Prozess waren ausführliche Gespräche des Vorhabenträgers mit ansiedlungsbereiten Nutzern, die ein ausgesprochen großes Interesse an diesem Standort geäußert haben und gut in das Nutzungsgefüge dieses innovativen Digitalzentrums integriert werden können.
Die beabsichtigte Entwicklung dieses Standorts zu einem Digitalzentrum soll auch in ihrer zeitlichen Perspektive befördert werden. Sobald hierzu die bau- und planungsrechtlichen Voraussetzungen vorliegen, strebt der Vorhabenträger die Erteilung einer frühzeitigen Baugenehmigung an mit dem Ziel, das Digitalzentrum einer möglichst baldigen Realisierung und Inbetriebnahme zuführen zu können.
Insgesamt handelt es sich um ein erhebliches privat finanziertes Investitionsobjekt im dreistelligen Millionenbereich. Bei allen genannten Zielstellungen für die Entwicklung der Landeshauptstadt Potsdam sind auch Voraussetzungen zu schaffen, die dem Investor eine frühzeitige und verbindliche Akquise mit Blick auf mögliche Ankernutzer ermöglicht. Vor diesem Hintergrund wurde das Planverfahren für dieses bedeutende Bau- und Investitionsvorhaben mit dem Ziel einer frühzeitigen Planreife auf den Weg gebracht.
„Potsdam verfügt neben zahlreichen kleinen und mitteständigen Softwareentwicklern auch über international agierende IT-Unternehmen und hat eine eigenständige Fakultät ‚Digital Engineering‘ an der Universität Potsdam. Darüber hinaus ist Potsdam seit 2017 einer von zwölf sogenannten ‚Digital Hubs‘ in Deutschland, dabei der einzige mit dem Schwerpunkt ‚MediaTech‘. Dieses Vorhaben ist hervorragend geeignet, Potsdams guten Ruf als Innovations- und Kompetenzstandort weiter auszubauen und damit auch den Inhalten des Landes Brandenburg mit dem Cluster ‚IKT, Medien- und Kreativwirtschaft‘ zu entsprechen.
Die besondere zentrale Lage in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs ermöglich ebenso eine gute umweltgerechte Anbindung über den ÖPNV wie auch an den IT- und Gründungs-‚Hotspot‘ Berlin als Metropole und Bundeshauptstadt“, so Rubelt weiter.
Der Standort verfügt über eine bemerkenswerte Vorgeschichte. Das Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) wurde bereits im Jahr 1838 errichtet. Seit seiner Schließung durch die Deutsche Bahn AG im Jahr 1999 gab es unterschiedlichste Ansätze für eine Nach- bzw. Umnutzung dieser denkmalgeschützten Industriebrache. Ziele des ersten Erwerbers, der ab 2007 mit Überlegungen zur Entwicklung eines Einzelhandelsstandorts auf die Deutsche Bahn AG und die Verwaltung zugekommen war, konnten vor dem Hintergrund der auf Seiten der Landeshauptstadt Potsdam angestrebten gewerblichen Weiterentwicklung des Areals nicht umgesetzt werden. Durch den Weiterverkauf im Jahr 2018 an den aktuellen Vorhabenträger, die The RAW Potsdam GmbH, ist mit dem Vorhaben des „RAW-Digitalzentrums“ und seinen Bestandteilen „Creative Village“ in der denkmalgeschützten Halle und einem „Innovation Lab“ in Form angrenzender Neubauten eine in hohem Maße passgenaue und zukunftsweisende Nutzung für das Areal gefunden worden.