Berlin (aw). Bisher machte die wuchtige Industrieruine der einstigen Bärenquell-Brauerei eher mit negativen Meldungen auf sich aufmerksam. Massiver Vandalismus, illegale Partys und zahlreiche Brandstiftungen, nur um einige unschöne Vorkommnisse zu nennen. Auch die Eigentümer der 1882 gegründeten Brauerei wechselten über die Jahre regelmäßig. Wie der "Tagesspiegel" berichtet, hat die Industrieruine im letzten Jahr erneut den Besitzer gewechselt. Dieser hat zwar noch keine Pläne mit dem riesigen Areal vorgestellt, wohl aber das weitere unbefugte Betreten der Ruine durch entsprechende Maßnahmen erschwert bis verhindert.
Nach den vielen erfolglosen Versuchen, frühere Eigner zu detaillierten Planungen und dessen spätere Umsetzung zu bewegen, keimen bei den Verantwortlichen im Rathaus neue Hoffnungen auf. Bei der Vielzahl an schützenswerten Ruinen auf dem Areal sind neue Planungen jedoch nicht ganz so einfach und vor allem profitabel. Sieht der Flächennutzungsplan und das bezirkliche "Einzelhandelsentwicklungskonzept" doch eine "nicht zentrenrelevante" Einzelhandelsnutzung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes vor. Eine Wohnungsbebauung ist auf dem Gelände nicht vorgesehen, wenn aber gewerbliche Vorhaben wie Möbel- oder Supermärkte und ähnliche. Von diesen gibt es jedoch an der Schnellerstraße genug.
Projektentwickler arbeitet an Plänen
Wie der "Tagesspiegel" berichtet, handelt es sich bei dem neuen Eigentümer um eine Objektgesellschaft eines Capital-Management-Konzerns, die mit einer "Brückenfinanzierung" von rund 5,5 Millionen Euro eingestiegen sein soll. Das Geld ging an einen Berliner Projektentwickler, der bereits Joint-Venture-Partner bei drei vorherigen Fond-Investitionen des erwähnten Capital-Management-Konzerns ist. Nach Angaben des Projektentwicklers würden bereits verschiedene Architektenteams an Vorplanungen zu den Entwicklungsmöglichkeiten arbeiten und diese zu gegebener Zeit vorstellen. Momentan arbeite man auch an Plänen für die Zwischennutzung. Ob der Denkmalschutz vereinzelt "aufgeweicht" werden kann, dazu möchte sich das Bezirksamt derzeit nicht äußern.
Historische, denkmalgeschützte Gebäude
Als Architekten wirkten an der heute denkmalgeschützten Anlage vor allem Robert Buntzel, E. Holland und H. O. Obrikat mit. Ein Großteil der Gebäude auf dem Gelände stammt aus der Gründerzeit, während von der eigentlichen Brauerei Borussia - so hieß die Bärenquell-Brauerei früher - nur noch zwei Gebäude erhalten sind, das sogenannte Beamtenwohnhaus (1882), einst Wohnsitz des Braumeisters und weiterer Bediensteter, und das Verwaltungsgebäude (1888), Sitz des Direktors. Letztere waren entsprechend jüngerer Planungen für das Gelände vom Abbruch bedroht.
Die letzten Jahre der Brauerei begannen 1990, als die Treuhandanstalt den Volkseigenen Betrieb als Bärenquell Brauerei Berlin GmbH mit dem Produkt Bärenquell Berliner Pilsener Spezial privatisierte. 1991 erwarb schließlich die hessische Henninger Bräu AG die Marke und führte die Produktion am Standort Niederschöneweide zunächst weiter fort. 1993 stellte die Henninger Bräu AG noch einen Bauantrag, für den einige historische Gebäude hätten weichen müssen, der vom Bezirksamt Treptow mit dem Verweis auf den Denkmalschutz abgelehnt wurde. 1994 wurde die Bierproduktion ganz eingestellt. Lediglich der Vertrieb von Henninger blieb einige Jahre weiter am Standort. Die weitere Bierproduktion von Bärenquell erfolgte zunächst in Kassel, ersetzt wurde dabei im Untertitel Berliner Pilsener Spezial das Wort „Berliner“ durch „Original“.