Elstal (aw). Die Löwen-Adler-Kaserne in Elstal bei Berlin war lange ein verlassener Ort, die Gebäude zerfielen und standen leer. Die Kasernengebäude wurden ab 1994 entkernt und werden seither schrittweise abgerissen. Bei erhaltenswerten Gebäuden wurden 1995 die Dächer gesichert. Nun tut sich etwas auf dem Areal. Robert Dahl, der mit seinem Unternehmen einen seiner Freizeitparks nach dem Konzept der "Karls Erlebnis-Dörfer" im Ortsteil Elstal der Gemeinde Wustermark betreibt, braucht mehr Fläche. Vor diesem Hintergrund plant Dahl am Standort Elstal die Erweiterung des Erlebnis-Dorfes sowie die Errichtung eines Ferienresorts auf der östlich gelegenen und langjährig brachliegenden Konversionsflächen der ehemaligen Löwen-Adler-Kaserne sowie den westlich und östlich angrenzenden städtebaulichen Brachflächen.
Viele der rund 90 Gebäude möchte der Unternehmer abreißen lassen, berichtet das Landkreismagazin "Unser Havelland". Anfallende Ressourcen sollen bestmöglich wiederverwendet werden. Einige Gebäude möchte Dahl erhalten, wie etwa den Löwenturm der Kaserne mit dem angrenzenden Gebäude, um hier ein Museum zu integrieren. Bis dahin wird die Kampfmittelbeseitigung alle Hände voll zu tun haben. Im Anschluss muss jeder Quadratmeter offiziell frei gemessen werden, damit die eigentlichen Arbeiten beginnen können. Für diese hat der Unternehmer aus Kostengründen eine eigene Baufirma gegründet und schweres Gerät gekauft.
Die beim Abriss anfallenden Ziegelsteine werden von Hand gesäubert und anschließend auf dem Areal neu verwendet. Für Dahl ist diese Maßnahme logischerweise nicht nur nachhaltig, sondern auch finanziell bedeutsam. Läuft alle nach Plan, werden auf 4.000 Quadratmetern ein Hotel mit 100 Zimmern, eine anliegenden Badelandschaft mit ebenfalls 4.000 Quadratmetern sowie weiteren Attraktionen in beiden Bauvorhaben realisiert. Nach Fertigstellung soll sich das Areal in bestehende Projekte eingliedern und gemeinsam Karls Erlebnis-Dorf, den Bibi-&-Tina-Freizeitpark, das Spaßbad Plansch und das verrückteste Hotel der Welt bilden.
Historie
Das Areal der Löwen-Adler-Kaserne liegt gegenüber des Olympischen Dorfes. Der zweiteilige Komplex wurde 1935/36 erbaut, letzte Trakte waren 1939/40 fertiggestellt. Westlich gelegene Teile der Adler-Kaserne standen bereits zum Zeitpunkt der Olympischen Spiele. Beide Kasernen hatten ihren Namen von großen Tier-Skulpturen die am Eingangsbereich standen – der Löwe und der Adler. Während die Löwen-Kaserne ursprünglich dem Infanterie-Lehrregiment diente, waren in der Adler-Kaserne bespannte Einheiten untergebracht.
Die entstehenden Brachen wurden als Neubaugebiete erschlossen, die sich erneut am Grundriss der ehemaligen Lagerstruktur ausrichten. Das eingeebnete Flughafengelände wird seit 2004 von der Heinz-Sielmann-Stiftung als Wildfreigehege bewirtschaftet, der Übungsplatz ist seit 1997 ein von Wanderwegen durchkreuztes Naturschutzgebiet geworden. Im Jahre 2000 wurden im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Deklarierung der Döberitzer Heide als Naturschutzgebiet (1997) alle verbliebenen Anlagen des Flugplatzes abgerissen.
Bundesweit in die Schlagzeilen geriet die Kaserne, als im Juli 1944 Einheiten eines dem Deutschen Widerstandes nahestehenden Regiments aus den Kasernen beide Funkhäuser besetzten, den regimetreuen Sendebetrieb allerdings nicht unterbrechen konnten. Somit scheiterte der Widerstand und das Scheitern wurde ungehindert verbreitet.