Berlin (aw). Seit Jahren wucherte das ehemalige Institut für Anatomie an der Königin-Luise-Straße 15 in Steglitz-Zehlendorf im Außenbereich zu, galt als Schandfleck. Wildwuchs ließ das Mauerwerk bersten, junge Bäume kämpften sich durch Regenrinnen und Fugen, Unkraut überwucherte das gesamte Grundstück. Im Inneren der Gebäude haben Schrottdiebe und Vandalen aller Gesinnung jahrelang einen riesigen Schaden angerichtet. Kurz, die Substanz der Immobilie war nur noch abbruchreif. Doch es geschah nichts. Bis heute. Jetzt hat der Discounter Aldi das Grundstück gekauft und zieht den Bau von neuen Wohnungen in Betracht. Für die Anwohner eine längst überfällige Situation. Dass die Planungen auch Hand und Fuß haben, zeigen die Rodungsarbeiten rund um die Gebäude Anfang März. Bäume, Büsche und Sträucher wurden entfernt - die vorbereitenden Arbeiten für einen Rückbau sind erledigt.
Wie Unternehmenssprecher Christian Salmen mitteilte, ist eine Abbruchgenehmigung beantragt worden. Mit den Planungen des Discounters möchte man das Grundstück gegenüber vom Botanischen Garten und damit die Umgebung in Berlin Dahlem positiv verändern. Weil die unmittelbaren Anwohner den Wildwuchs beanstandet haben, wurde dieser entfernt. Das Grundstück ist jedoch nach wie vor durch einen Bauzaun gesichert, um Unbefugte abzuhalten. Die eigentlichen Pläne des Discounters, auf dem Areal einen weiteren Markt zu errichten, schob der Bezirk Steglitz-Zehlendorf einen Riegel vor. Nun prüft der Discounter nach eigenen Angaben verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. Eine davon ist der Neubau von Wohnungen. Wie Salmen mitteilte, befinde man sich derzeit in Gesprächen mit Vertretern aus Politik und Verwaltung.
Nach Angaben der Bezirksverwaltung liegt seit Ende des letzten Jahres ein Abbruchantrag vor. Einen Bauantrag gibt es derzeit jedoch noch nicht. Das 2005 geschlossene Institut für Anatomie gehört seit 2008 der Discounterkette. Der Grund, warum sich auf dem Grundstück über die Jahre nichts tat, lag an der Tatsache, dass wie erwähnt, der Bezirk einen weiteren Supermarkt aus Gründen des Zentrenkonzepts ablehnte. Gegen diesen Entscheid klagte der Discounter, verlor aber in zwei Instanzen. Jetzt aber scheint Bewegung in die Sache gekommen zu sein. Ein Abbruch der Gebäudesubstanz steht also unmittelbar bevor - wenn nicht neue Steine den Weg versperren.
Institut für Anatomie Berlin
1929 wurde das Institutsgebäude errichtet und unmittelbar in Betrieb genommen. Die Freie Universität Berlin (FU) übernahm 1949 das Haus, eröffnete dort zwei medizinische Fakultäten. Nach der Fusion der Einrichtungen der Medizin der FU und der Humboldt-Universität zur Charité-Universitätsmedizin 2003, verlagerte man die Anatomie an den Campus nach Berlin-Mitte und schloss den Standort in Dahlem.