Pläne für Berlins ehemaliges Spaßbad "Blub" werden reaktiviert

Berliner Luft- und Badeparadies (Blub). Foto: rottenplaces Archivfoto.

Berlin (aw). Das ehemalige Bade- und Freizeitzentrum Berliner Luft- und Badeparadies (Blub) im Neuköllner Ortsteil Britz war eine Erholungseinrichtung von überregionaler Bedeutung. Bis zu 600.000 Besucher besuchten das Bad zu Spitzenzeiten im Jahr. Dann häuften sich Beschwerden über Gefahrenstellen und mangelnde Hygiene. Bei mehreren Kontrollen wurden diese nicht nur bestätigt, das Gesundheitsamt schloss das Bad später wegen akuten Rattenbefalls, Vogeldreck und seuchenhygienischer Zustände. Alle Anstrengungen, Missstände zu beheben und entsprechende Sanierungen durchzuführen, scheiterten über die Jahre.

Die Münchener Höcherl-Group hat das 3,5 Hektar große Gelände 2012 erworben und will hier 450 Wohnungen errichten. Dazu sollte die gesamte Spaßbad-Anlage bereits vor zwei Jahren abgerissen werden. Doch dann kam im Herbst 2016 Rot-Rot-Grün und brachte dieses Projekt vorerst zum Erliegen. Der Investor plante, hier 75 Millionen Euro zu investieren (Projekt "Greenpark"). Ein Dutzend vier- bis fünfgeschossige Wohnblöcke waren hier geplant, direkt am Teltowkanal sollten schmucke Stadtvillen glänzen. Ergänzen sollte die Planung eine Kita und eine Tiefgarage. Nach dem üblichen politischen Gerangel und der geforderten Rate von 30 Prozent Sozialwohnungen scheint nun Bewegung in das Berliner Modell zu kommen, sagte Baustadtrat Jochen Biedermann dem "Tagesspiegel".

Der Investor soll zwischenzeitlich zugesichert haben, 18 Prozent Sozialwohnungen zu bauen, das wären 81 geförderte Wohnungen. Dafür will die BVV bis Oktober den B-Plan verabschieden und damit Baurecht schaffen. Somit könnten im kommenden Jahr die Bagger rollen. Bestätigen wollte der Investor die Aussagen bisher nicht. Laut Exposé sollen die künftigen Käufer oder Mieter, vorwiegend Familien, vom Grünzug am Teltowkanal und von einer ehemaligen, heute denkmalgeschützten Kiesgrube an deren Ufern slawische Siedlungsspuren gefunden wurden, profitieren. An das frühere "Blub" könnte an entsprechender Stelle ein Gedenkstein erinnern.

Das "Blub" galt zu aktiven Zeiten als Erholungseinrichtung mit überregionaler Bedeutung unter den West-Berliner Schwimmbädern. Unter drei Kuppeln in Holzfachwerkkonstruktion erstreckte sich im Blub auf über 40.000 Quadratmetern eine Strand- und Badelandschaft mit Bruchstein aus den Karpaten, Findlingen aus der Schorfheide und vielerlei natürlicher Bepflanzung, die Lufttemperatur wurde bei 29 Grad gehalten, die Wassertemperatur lag zwischen 29 und 36 Grad. Mit Außenanlagen und Parkplatz umfasste das Bad eine Fläche von 35.000 Quadratmetern.

Seit der endgültigen Schließung 2005 wurde das Bad seinem Schicksal überlassen. Das Ensemble präsentierte sich lange als bizarre, im Verfall nun weitgehend abgeschlossene Gelände- und Bauformation, deren Betonwände und -objekte fast flächendeckend von Graffiti bedeckt waren. Die gewaltige, hölzerne Dachkonstruktion befand sich in unversehrtem Zustand. Über die Jahre wurde das Bad nahezu ausgeschlachtet, verbliebenes Inventar zerstört. 2016 kam es zu einem Großbrand auf dem Areal, weitere kleinere Brände folgten (wir berichteten). Seitdem tummeln sich Fotografen, Abenteuerlustige und vor allem Jugendliche in der Spaßbad-Ruine.