Stuttgart/Rheinstetten-Forchheim (aw). Der Tabakanbau im Rheintal hat seine Blütezeit längst hinter sich. Vor 100 Jahren war das anders: Der Anbau von Tabakpflanzen wurde staatlich propagiert und gefördert, 1927 in Rheinstetten-Forchheim ein Tabakforschungsinstitut gegründet. Zwei ehemalige Wirtschaftsgebäude davon, 1938 erbaut, sollen jetzt instandgesetzt und umgebaut werden. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg fördert dies mit einem Zuschuss von 18.400 Euro.
Die beiden gleichartigen, parallel stehenden Gebäude dienten ursprünglich der Trocknung und Lagerung von Tabakblättern. „Sie stellen ein wirtschaftsgeschichtlich wertvolles Zeugnis des langen Tabakanbaus in der Rheinebene dar“, so Prof. Rainer Prewo, Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung. Von den ursprünglich jeweils vier Trocknungsöfen pro Gebäude ist einer noch komplett erhalten und soll in die künftige Nutzung integriert werden.
Aus den beiden Tabakscheunen sollen ein Café und ein Wohnhaus werden. Zuletzt standen sie leer und wurden davor als Lager des Bauhofs verwendet. Inzwischen sind sie in Privatbesitz, benötigen vor der Umnutzung allerdings eine größere Ertüchtigung: Die Dachdeckung ist inzwischen schadhaft, und auch die Fundamente müssen erneuert werden. Weil man damals keine Eisenarmierung eingebaut hat, droht der Beton auseinanderzubrechen.
„Kulturgeschichtlich spannend sind zudem noch die Verewigungen im Inneren“, ergänzt Prewo: An den Ziegelwänden findet sich eine größere Anzahl an Graffiti aus der Bauzeit und den Kriegsjahren. Neben Jahreszahlen, Namen, Sprüchen und Witzen haben die Tabakarbeiter auch Hitler-Karikaturen hinterlassen. Die Graffiti sollen mitsamt der historischen Raumschale trotz der umfassenden Sanierung erhalten bleiben.