Stuttgart (pm/aw). Ihre religiöse und kulturhistorische Bedeutung reicht weit über Stuttgart hinaus: Die dem heiligen Nikolaus geweihte Kathedrale der russisch-orthodoxen Gemeinde im Stadtbezirk Nord ist ein außergewöhnliches Kulturdenkmal. Jetzt soll sie innen und außen restauriert werden. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die Kirchengemeinde dabei mit einem Zuschuss von 80.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale, das Land Baden-Württemberg fördert zudem mit 88.000 Euro aus dem Denkmalförderprogramm des Landes. „Die Russische Kirche steht wie kaum ein anderes Kulturdenkmal in Stuttgart für die engen Beziehungen des Königreichs Württemberg zu Russland und insbesondere zum Hof des Zaren im 19. Jahrhundert. Ich freue mich sehr, dass die russisch-orthodoxe Gemeinde in Stuttgart bis heute ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zu uns und unserem Land hat “, betont Staatssekretärin Katrin Schütz, Kuratoriumsvorsitzende der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Sehr gerne fördern die Denkmalstiftung Baden-Württemberg und das Land selbst im Rahmen unseres Denkmalförderprogramms die geplanten Restaurierungsarbeiten – dies umso mehr, als dass die Russische Kirche in diesem Jahr ihr 125jähriges Jubiläum feiern kann“.
„In Baden-Württemberg fließen jährlich rund 28 Millionen Euro aus Lotteriemitteln in den Denkmalschutz. Der Hauptanteil in Höhe von 24,9 Millionen Euro stammt aus dem Wettmittelfonds. Damit wird unter anderem das Denkmalförderprogramm des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau finanziert“, erläutert Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker. Hinzu komme die Förderung aus der GlücksSpirale. „Die treuen Tipper im Südwesten sind heimliche Mäzene. Sie machen es möglich, wertvolle Kulturdenkmale zu erhalten.“
Herzogin Wera, russische Adoptivtochter von König Karl I. und Königin Olga von Württemberg, hatte einst den Bau der Kirche angeregt. Der auffällige rote Backsteinbau an der Ecke Seidenstraße/Hegelstraße wurde vom Stuttgarter Architektenbüro Eisenlohr & Weigle entworfen und von renommierten Künstlern reichhaltig mit Wandmalereien und Ikonen ausgestattet. 1944 beschädigten Bombenangriffe die Kirche schwer. Ihre Kuppel und die Ikonostase – die ikonenverzierte Trennwand zum Altarraum – wurden später wiederaufgebaut. Jetzt sollen sowohl die Backsteinfassade mit ihren Sandstein-Verzierungen als auch der Innenraum umfassend instandgesetzt werden. Dabei werden die Wandmalereien, die Ikonen und die Ikonostase komplett konserviert und restauriert.
„Die gut vorbereiteten Arbeiten zeichnen sich durch einen behutsamen Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand aus“, ergänzt Staatssekretärin Schütz. „Für die vergleichsweise kleine russische Gemeinde wäre die Instandsetzung allerdings ohne Spenden und finanzielle Unterstützung nicht zu bewältigen.“ Die Kathedrale St. Nikolaus mit ihrem kompakten Erscheinungsbild zählt zu den letzten erhaltenen russisch-orthodoxen Kirchen, die um 1900 herum in Deutschland gebaut wurden.