Schömberg (aw). Viel Neuigkeiten und Spekulationen gab es in der letzten Zeit rund um die ehemalige Lungenheilstätte "Charlottenhöhe" zwischen Schömberg und Calmbach. Jetzt ist klar: Die Immobilie gehört nach Zwangsversteigerung einem Mannheimer. Dieser erhielt den rechtskräftigen Zuschlag nach mehr als 200 Geboten bei 1,301 Millionen Euro. Der frühere Besitzer mit Wohnsitz in Moskau hätte die Zwangsversteigerung abwenden können, in dem er seine Altschulden in Höhe von 325.000 Euro bis Dienstag um 10 Uhr an die Gemeinde Schömberg bezahlt hätte. Dies geschah jedoch nicht. Rechtspfleger Martin Ertle vom Amtsgericht verkündete also pünktlich, dass die Zwangsversteigerung des Geländes genau 14 Tage zuvor rechtskräftig ist. Der neue Eigner muss die Auktionssumme nun bis Anfang September bezahlen.
Seit vielen Jahren verfällt die einst stolze "Charlottenhöhe". Der letzte Eigentümer kümmerte sich nicht um das Gebäude und beglich bislang auch nicht die Forderungen der Gemeinde Schömberg. Vandalen und Schaulustige tummelten sich in dem teilweise sehr maroden Gebäuden. Das Calwer Landratsamt hatte damals mitteilt, das Amt habe gemeinsam mit der Gemeinde Schömberg bereits im Jahr 2014 Sicherungsmaßnahmen vorgenommen. So seien beispielsweise die Zugänge zum Objekt verschlossen worden. So schnell Zugänge jedoch verschlossen waren, so schnell wurden diese unbefugt wieder geöffnet.
Die Geschichte der Lungenheilstätte "Charlottenhöhe" beginnt im Jahr 1907, als unter der Trägerschaft des "Vereins für Volksheilstätten in Württemberg" eine Lungenheilstätte für Tuberkulosekranke auf der nach Königin Charlotte benannten Charlottenhöhe bei Calmbach errichtet wurde. Neben der medizinischen Behandlung entwickelte man hier Jahre später die Idee, Arbeitstherapien für die langzeitkranken Patienten anzubieten. Entsprechend der Chronik der Heilstätte konnten in 65 Jahren mehrere Zehntausend Patienten Heilung bzw. Linderung ihrer Krankheit erfahren. 1973 wurde das Sanatorium Charlottenhöhe aufgrund Bedarfslosigkeit geschlossen.
Das Berufsförderungswerk Schömberg nutzte die Immobilie von 1973 bis 1994 als Zentrum II für Umschulungslehrgänge. 1995 bis 1998 betrieb die Charlottenhöhe GmbH ein Kurzzeitpflegeheim mit 20 Plätzen. In den Folgejahren wechselte die "Charlottenhöhe" mehrfach den Besitzer.
Jahrelang hatte sich die Gemeinde Schömberg bemüht, eine Gebührenrechnung über Erschließungsbeiträge der Wasserversorgung auf dem Grundstück der "Charlottenhöhe" und Grundsteuer über 325.000 Euro einzutreiben. Erfolglos. Zur Versteigerung gelangte nun neben dem Grundstück das ehemalige Kinderhaus, drei ehemalige Klinik- und Verwaltungsgebäude, zwei Angestelltenwohnhäuser und das ehemalige Speise- und Küchengebäude. Daneben wurden damals Garagen gebaut und auch eine ehemalige Trafostation für die Freileitung. Jetzt folgt hoffentlich ein neues, positives Kapitel in der Geschichte der ehemaligen Lungenheilstätte.