Mössingen (dsd). Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) fördert die Restaurierung der Grieshaber-Drucke, weiterer Stoffmuster der 1950er und 1960er Jahre sowie von Filmfolien der ehemaligen Textildruckerei Pausa in Mössingen mit 40.000 Euro. Die Förderung ermöglichen Mittel der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär die DSD ist. Aus diesem Anlass besuchte Christian Barth, Ortskurator Neckar-Alb der DSD, gemeinsam mit Hubert Gförer von Lotto Baden-Württemberg den Mössinger Oberbürgermeister Michael Bulander im Pausa-Quartier am Löwensteinplatz, um sich vor Ort die Arbeiten erläutern zu lassen.
Das Industriedenkmal Pausa am Nordwestrand der Altstadt entstand mit der Verlegung der 1911 im Vogtland gegründeten Firma Pausa nach Mössingen. Pausa war unter dem Einfluss des Werkbundes und des Bauhauses auf die Herstellung hochwertiger Dekorationsstoffe spezialisiert. Der Druck mit Handmodeln wurde bald durch neue Verfahren des Filmhanddrucks mit Siebdruckschablonen ersetzt.
Die Nationalsozialisten zwangen die jüdischen Firmeneigentümer, den Betrieb weit unter Wert zu verkaufen und zu emigrieren. Dennoch überlebte die Firma und erlebte nach dem Krieg unter der Leitung von Willy Häussler, der das erfolgreiche Gründer-Konzept wieder aufgriff, einen Jahrzehnte anhaltenden Aufschwung. Die Firma erwarb sich ein weltweites Renommee. Renommierte Künstler und Designer der Nachkriegszeit, wie Willi Baumeister, HAP Grieshaber, Leo Wollner, Andreas Felger und Anton Stankowski, arbeiteten erfolgreich für die Pausa, für die der Architekt und Bauhaus-Schüler Manfred Lehmbruck zwischen 1951 und 1961 mehrere Industriehallen und ein Verwaltungsgebäude im Stil des Neuen Bauens errichtete. Erst der generelle Wandel in der Textilindustrie führte 2004 zur Insolvenz.
Neben den denkmalgeschützten Firmengebäuden zeugen vor allem die Firmensammlungen von der gestalterischen Kompetenz und nicht zuletzt dem Selbstverständnis der Pausa. Sämtliche Erzeugnisse in allen Produktionsschritten seit den 1930er Jahren sind archiviert. Das umfangreiche Firmenarchiv enthält etwa 60.000 Stoffmuster und ebenso viele grafische Entwürfe für Stoffe, mehrere Hundert Musterbücher sowie ungezählte Filmfolien für die Herstellung der Druckschablonen, tausende fotografische Abzüge und Glasplattennegative.
Die in den Gebäuden verbliebenen Sammlungen befanden sich zuletzt in einem bedenklichen Zustand. Die Kulturstiftung der Länder förderte daher umfangreich die Sicherung und Konservierung sowie die Inventarisierung und wissenschaftliche Nutzbarmachung der außergewöhnlichen Firmensammlung. Nun können die Arbeiten durch die Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz fortgeführt werden.
In den denkmalgeschützten Gebäuden – Tonnenhalle, Kantine, Kesselhaus, Werkstatt, Bogenhalle, Verwaltungsgebäude – bietet die Stadt kulturellen und sozialen Einrichtungen Raum.
Dies ist eine Pressemitteilung, die der Redaktion zugeschickt wurde, und die wir zur Information unserer Leser*innen unredigiert übernehmen.