Stuttgart/Buchenbach-Unteribental (aw). Sie ist ein sehr junges Kulturdenkmal, die Vater-unser-Kapelle am Eingang des Ibentals. Vor 50 Jahren wurde die katholische Privatkapelle der Buchhändlerfamilie Herder eingeweiht. Jetzt ist eine Gesamtinstandsetzung nötig geworden. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg trägt dazu eine ansehnliche Summe aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale bei.
Seit 2017 ist die sechseckige Kapelle aus Sichtbeton, mit schiefergedecktem Zeltdach und auffallendem, spitz zulaufenden Turmhelm mit integriertem Geläut ein Kulturdenkmal. Denn sie ist in künstlerischer, wissenschaftlicher und heimatgeschichtlicher Hinsicht bedeutsam. Der Baukörper in Form eines Jurten-Zeltes entspricht einem der grundlegenden Leitmotive der deutschen Kirchenbaukunst der 60-er Jahre als Symbol der suchenden bzw. wandernden Kirche.
Gebaut wurde die Kapelle zwischen 1965 und 1967 von dem Karlsruher Architekten Werner Groh. Namhafte Künstler haben zur hochwertigen Innenausstattung beigetragen: Die Buntglasfenster der Nischen stammen von dem Grafiker Alfred Riedel, die Steinskulpturen hat der Breisacher Bildhauer Helmut Lutz geschaffen. Spiritueller Mittelpunkt des Innenraums ist ein Altar aus rötlichem Naturstein - eine direkte architektonische Umsetzung der erst 1963 aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil geforderten aktiven Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie. Der Lichteinfall des umlaufenden Fensterbandes am Turmhelm betont dieses spirituelle Zentrum des Kapelleninneren. Die Vater-unser-Kapelle dient heute mehreren Konfessionen als Raum für Gottesdienste.
„Die Sanierung dieses noch jungen Gotteshauses, das mit vielfältigen Materialien wie Beton, Waschbeton, Naturstein, Putz, Holz, Schiefer und Metall gefertigt wurde, ist eine besondere technologische Herausforderung“, sagte Prof. Dr. Claus Wolf, Vorstandsmitglied der Stiftung aus Stuttgart bei der Übergabe des Zuwendungsvertrages an den Eigentümer der Kapelle, die Stiftung „Oratio Dominica“. „Deshalb unterstützt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg die Instandsetzung dieses jungen Baudenkmals“.