Dätzingen (dsd/aw). Für die Restaurierung der 18 eingelagerten Bahnen der Panoramatapete "Les chasses de compiègne" des Schlosses Grafenau in Dätzingen stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank der Lotterie GlücksSpirale in diesem Jahr 30.000 Euro zur Verfügung. Das Schloss geht im Kern vermutlich auf eine mittelalterliche Wasserburg zurück. 1607 wurde diese umgebaut und 1733 zur heutigen, vierflügeligen Schlossanlage erweitert. Dem zweieinhalbgeschossigen, weitgehend regelmäßig gegliederten Massivbau mit Eckquaderung und einem abgewalmten Dach fügte der Hofarchitekt Nikolaus Friedrich von Thouret zwischen 1810 und 1812 an der Nordseite einen zweigeschossigen, rundbogigen Säulenportikus an. Von der inneren Gestaltung ist besonders der um 1780 geschaffene Maltesersaal zu nennen, der mit frühklassizistischem Dekor ausgestattet ist und auf Vedouten Malteserniederlassungen und Schlachtenbilder zeigt.
2009 musste das Schloss außen und innen gründlich saniert werden. Die insbesondere über dem Festsaal durchhängenden Decken, Risse an den Wänden und das schadhafte Dach, aber auch der sich vom Gebäude ablösende Portikus an der Parkseite waren davon betroffen. Damals half die DSD bei der Instandsetzung der Dachdeckung des Hauptbaus.
Nun sollen die von Carle Vernet entworfene und zwischen 1812 bis 1815 in der Pariser Manufaktur Jaquemart gefertigten Bahnen der Panoramatapete „Les chasses de Compiègne“ restauriert werden. Sieben Bahnen der Tapete wurden bereits restauriert und wieder angebracht. Die fehlenden 18 Bahnen sind bei ihrer Abnahme in den 1960er Jahren getrennt und zerschnitten worden, sie weisen Nagellöcher und Korrosionsauswirkungen der Nägel auf und wurden auch durch die unfachmännische Lagerung in Rollen stark geschädigt.
Die Panoramatapete ist eine der wenigen, heute noch erhaltenen Raumdekorationen des beginnenden 19. Jahrhunderts, von denen bekanntermaßen kein weiteres Exemplar in Deutschland existiert. Schloss Grafenau in Dätzingen gehört seit 2018 dem Förderverein Schloss Dätzingen e.V.