Stuttgart/Rottweil (aw). Die Mechanische Werkstatt von 1915/1916 ist eines der letzten Gebäude auf dem Areal der ehemaligen Pulverfabrik Rottweil, das noch nicht renoviert ist und neu genutzt wird. „Der private Eigentümer ist bereit, diese Industriehalle mit sehr hohem Aufwand wieder instand zu setzen und sie an die Hochschule Furtwangen University (HFU) zu vermieten. Dieses vorbildliche Vorhaben unterstützt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg mit 100.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale“, sagte Prof. Dr. Rainer Prewo, Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung Baden-Württemberg bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags.
Die ehemalige Pulverfabrik von Rottweil im Neckartal wurde 1882 gegründet, ab 1919 wurde sie zur Kunstfaserfabrik. Das Ensemble ist ein einmaliges, landesweit bedeutendes Industriedenkmal. Die Fabrikanlage nördlich von Rottweil besteht aus Gebäuden und technischen Anlagen für Produktion, Lager, Verwaltung und Wohnhäusern. Lange Jahre war die ehemalige Pulverfabrik im Neckartal als Industriebrache eines der Sorgenkinder der Denkmalpflege. Mittlerweile hat sich aus dem weitläufigen Areal durch die private Initiative kleinerer und mittlerer Betriebe ein Vorzeigeprojekt entwickelt, so dass die wertvolle Industrie- und Gewerbearchitektur aus dem letzten Jahrhundert in ihrem Charakter erhalten werden konnte. Heute wird sie „Gewerbepark Neckartal“ genannt. Eines der alten Gebäude wurde zu einer lebendigen Kultureinrichtung umfunktioniert.
Das Werkstatt-Ensemble der ehemaligen Pulverfabrik ist eine historische Industriehalle. Der Stahlbetonbau fällt auf durch seine großzügigen und zugleich feingliedrigen Fenster. In seinem Hauptbau wirkt die Halle wie eine dreischiffige Basilika. Um das technische Industriedenkmal neu nutzen zu können, muss die Gebäudehülle dringend renoviert werden. Dach, Mauerwerk und der bauzeitliche Putz gehören ebenso dazu wie die historischen Metallfenster, die es zu erhalten und zu restaurieren gilt. Kastenfenster sorgen für eine Wärmedämmung zur energetischen Ertüchtigung.
Der zu sanierende Teil soll künftig durch den Einbau von Büroräumen an die Hochschule Furtwangen University (HFU) vermietet werden und den Hochschülern als Studienzentrum dienen. Damit findet ein historisches Industriedenkmal auch in der heutigen Zeit eine zeitgemäße Nutzung.
Aus Sicht der Denkmalpflege ist die ehemalige Pulverfabrik ein herausragendes Beispiel für eine gelungene Wiederbelebung eines brachliegenden Kulturdenkmals. Es ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass ein gemeinsames Bemühen von Landesdenkmalamt, Betrieben und Architekten Kulturdenkmale erhalten und mit neuem Charme auch in der Gegenwart genutzt werden können.