Weißenburg (dsd/aw). In der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hat die Stadt Weißenburg i. Bay. einen regelmäßigen und gern gesehenen Förderer gefunden: Die Stiftung stellt weitere 50.000 Euro, diesmal insbesondere für die Instandsetzung der Kurtinen zwischen der Hauptwache und der Bastion Jungfrau sowie den Bastionen Jungfrau und Krebs zur Verfügung. Durch diesen siebten Fördervertrag erhöht sich die Gesamtunterstützung der privaten Deutschen Stiftung Denkmalschutz für die Arbeiten an der Festung auf 478.000 Euro.
Das gewaltige, fünfeckige Festungswerk der Wülzburg stammt aus dem späten 16. Jahrhundert. Aufgrund seiner erstaunlich vollständigen Erhaltung gilt diese nicht an eine Stadtbefestigung angeschlossene, sondern völlig selbständige Renaissancefortifikation nicht nur als von nationaler, sondern sogar europäischer Bedeutung. Die Festung gilt als Musterbeispiel einer Artilleriebefestigung des ausgehenden 16. Jahrhunderts, vergleichbar den Zitadellen in Spandau, Jülich und Antwerpen. Sie zeigt ein fast vollständiges Bastionsfünfeck mit trapezförmigen Bastionen, Trockengraben und sternförmigen Außenanlagen, an der Südseite Zugangstor mit Portalarchitektur im Stil der Renaissance. Die im Ursprungsentwurf zentral im Festungsfünfeck liegende Schlossanlage wurde nie ganz verwirklicht. Es entstand dennoch ein zeittypisches zweiflügliges Renaissanceschloss, dessen Fassaden durch eine Folge von Arkaden gegliedert werden.
Die zuletzt als Hauswirtschaftsschule und Internat genutzte Anlage ist seit 1969 als national bedeutendes Bauwerk anerkannt. Seit 25 Jahren unternimmt die Stadt Weißenburg mit Hilfe des Freistaates Bayern und des Bezirks Mittelfranken Maßnahmen, um die Schäden durch eindringendes Wasser am Mauerwerk und an den Gewölben der Bastionen und Kurtinen zu beseitigen. 2001 zog sich der Bund aus diesen kontinuierlichen Maßnahmen heraus, so dass ohne die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die seit 2001 fördernd dabei ist, die Gesamtfinanzierung in Frage gestellt worden wäre. Wesentliche Arbeiten an den Bastionen und Kasematten sind inzwischen abgeschlossen, nun geht es an die die Bastionen miteinander verbindenden Kurtinen.
Die immense Anlage zeigt jedoch insgesamt große Mauerwerksausbrüche, wilden Bewuchs und Fugenauswaschungen. In Verbindung mit den nächsten in Planung befindlichen Bauabschnitten und den regelmäßig durchgeführten Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten ist der Erhalt des großen Bauwerks in einem guten Zustand gesichert. Trotz der laufenden Arbeiten wurde das Umfeld stark aufgewertet und zeigt nun erste Ansätze einer touristischen Infrastruktur. In der Caritas-Einrichtung auf der Wülzburg sind weiterhin unbegleitete jugendliche Flüchtlinge untergebracht, nachdem bereits 1946-52 Vertriebene auf der Wülzburg untergebracht waren.