Regensburg (aw). Lange Zeit sind die Prinz-Leopold- und die Pionierkaserne im Stadtosten als Standort für zahlreiche Logistikeinheiten der Bundeswehr genutzt worden. Nun soll das Areal, das als letzte bedeutende Konversionsfläche in Regensburg gilt, in ein Innovationsquartier für grünes, soziales und innovatives Leben und Arbeiten umgewandelt werden. Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer jetzt die Planungen für das Quartier vor.
Das Areal befindet sich im Südosten der Stadt und ist umschlossen von der Landshuter Straße im Westen, der Zeißstraße im Norden, den Gleisanlagen und der Dieselstraße im Osten sowie dem Odessa-Ring im Süden. Unweit davon entfernt liegt das Pürkelgut. Während in der ehemaligen Pionierkaserne voraussichtlich noch bis 2024 ein ANKER-Zentrum für Geflüchtete betrieben wird, starten am 15. März bereits die Abbrucharbeiten der Prinz-Leopold-Kaserne. Voraussichtlich zwei bis drei Jahre wird es dauern, bis auf dem knapp 15,3 Hektar großen Gebiet alle 37 Gebäude abgerissen, eventuelle Altlasten und Schadstoffe ordnungsgemäß entsorgt und unterirdische Anlagen, Kanäle und Leitungen zurückgebaut sind.
Innovationsquartier mit bezahlbarem Wohnraum
„Oberstes Ziel unserer Planungen ist es, das Areal möglichst grün, sozial und innovativ zu gestalten“, erklärte Maltz-Schwarzfischer. „Dazu gehören hochwertiger und dennoch bezahlbarer Wohnraum, attraktive Gewerbeflächen, viel Platz für Spiel, Sport und Erholung sowie urbane, moderne Strukturen mit kurzen Wegen und guter Verkehrsanbindung.“ Dabei soll auch auf einen hohen energetischen Gebäudestandard und eine weitgehend klimaneutrale Energieversorgung des Stadtviertels geachtet werden. Als autoreduziertes „Quartier der kurzen Wege“ soll das Areal optimale Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr sowie eine gute Nahversorgung bieten. Innovative Mobilitätsangebote wie Privatstellplätze mit Ladeinfrastruktur, Carsharing und E-Mobilität sollen allen Bewohnerinnen und Bewohnern zur Verfügung stehen und den Stadtteil optimal anbinden. Dazu passend soll für das Innovationsquartier ein eigenes Mobilitäts- und Parkraumkonzept entwickelt werden.
„Konkret umfasst der Bebauungsplan aktuell einen großzügigen Park mit einer Fläche von etwa fünf Hektar, eine drei- bis vierzügige Grundschule mit Turnhalle, zwei bis drei Kitas, ein multifunktionales ‚Bürgerhaus‘, vielfältige Nutzungen in den Erdgeschosszonen wie z. B. eine Stadtteilbibliothek und VHS-Räumlichkeiten, Gewerbeflächen oder Gastronomie und natürlich viele moderne Wohnhäuser mit großzügigen Innenhöfen. Davon werden mindestens 368 Wohneinheiten über die Stadtbau GmbH im sozial geförderten Wohnungsbau errichtet, die restlichen Grundstücke werden über Erbpachtrecht vergeben“, erklärte Planungs- und Baureferentin Christine Schimpfermann.
Kulturelle Zwischennutzung Prinz-Leopold-Kaserne
Während der Entwicklungs- und Bauphase stellt die Stadt Regensburg freistehende Flächen und Räume der Prinz-Leopold-Kaserne der freien Kunst- und Kulturszene für eine Zwischennutzung zur Verfügung. Regensburgs Kulturreferent Wolfgang Dersch betonte: „Die Prinz-Leopold-Kaserne eröffnet die große Chance, gemeinsam mit der freien Szene exemplarisch zu zeigen, wie eine kreative Aktivierung von leerstehenden Gebäuden gelingen kann. Deshalb freue ich mich sehr, dass eine so große Zahl an Akteurinnen und Akteuren, Vereinen und Initiativen die kulturelle Zwischennutzung engagiert verfolgt und vorantreibt. Ich lade alle Interessierten ein, sich an der gemeinsamen Entwicklung dieses Areals aktiv zu beteiligen.“ Das weitere Vorgehen versteht sich als integrativer Prozess, das zukünftige Konzept soll im Dialog mit allen Beteiligten erarbeitet werden. Das Kulturreferat will die innovativen Ideen der Kulturschaffenden nicht nur unterstützen und fördern, sondern auch strategisch begleiten, koordinieren und moderieren. In diesem Zusammenhang sollen Fördermittel in Höhe von 40.000 Euro für kulturelle und künstlerische Projekte zur Verfügung stehen, die neue Formate der Beteiligung erproben, experimentelle Räume für Aktionen im öffentlichen Raum, sogenannte Interventionen, schaffen und die das Quartier mit seiner eigenen Identität entdecken.
Staatliche Vergünstigungen erfordern zügige Arbeiten
Der schnelle Abbruch der 37 bestehenden Gebäude, die Entsiegelung der Flächen und der Rückbau aller Anlagen sind von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Stadt Regensburg. Gemäß dem Kaufvertrag mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben müssen bis spätestens 31. Dezember 2023 alle Gebäude abgebrochen sein. Ist dies nicht erfolgt, muss die Stadt für die noch stehenden Altbauten eine Nachzahlung an den Bund leisten. Aufgrund der sogenannten Verbilligungsrichtlinie des Bundes müssen außerdem innerhalb von fünf Jahren nach Erlangung des Eigentums 368 sozial geförderte Wohnungen errichtet sein. Wird dieses ambitionierte Ziel nicht erreicht, muss die Stadt diese Verbilligung in Millionenhöhe gegenüber dem normalen Kaufpreis an den Bund zurückzahlen. „Dies gilt es natürlich tunlichst zu vermeiden“, betonte Regensburgs Referent für Wirtschaft, Wissenschaft und Finanzen Prof. Dr. Georg Barfuß.
Stadtbau startet mit großem Gebäudekomplex
Parallel zu den Abbrucharbeiten wird die Stadtbau GmbH daher bereits mit der Planung und anschließend mit dem Bau der ersten 368 Wohneinheiten beginnen. „Die Stadtbau wird in der Prinz-Leopold-Kaserne ihr größtes und innovativstes Neubauprojekt der letzten Jahre umsetzen“, freute sich Geschäftsführer Götz Keßler. „Wir stehen von der Herausforderung, ein modellhaftes, lebendiges und buntes Quartier unter den ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zu errichten. Gleichzeitig wollen wir bezahlbare Mieten sicherstellen und das Projekt in kürzester Zeit realisieren. Dieser Herausforderung stellen wir uns gerne, weil wir der Überzeugung sind, dass genau diese Zielsetzung unsere Kernaufgabe in der Zukunft sein muss.“