Hanau (pm/aw). Für den alten "Atombunker" im Technologiepark Hanau-Wolfgang hat das letzte Stündlein geschlagen. Die Garbe Industrial Real Estate GmbH, Hamburg, und die Bremer Projektentwicklung GmbH, Bochum, haben in einem Joint Venture das 35.000 Quadratmeter großes Grundstück mit der aus mehreren Gebäuden bestehenden Anlage erworben, um hier moderne Logistik- und Gewerbeflächen entstehen zu lassen. Nun laufen seit einigen Tagen die aufwendigen Abbrucharbeiten, die Schadstoffsanierung und die Entsorgung der ehemaligen Bunkeranlage, die bis zu zwei Meter starke Betonwände hat.
Um das massive Bauwerk fachgerecht rückzubauen, arbeitet das Abbruch-Team der Unternehmensgruppe Hagedorn GmbH aus Gütersloh Hand in Hand mit den Profis der Deutschen Sprengunion. Decke und Wände werden zunächst mit Lockerungssprengungen vorbereitet bevor die Abbruchschere übernimmt. Eine mühsame Arbeit, denn die Bohrungen für den Sprengstoff werden mittels mehrerer Großbohrgeräte vom 3.500 Quadratmeter großen Dach aus eingebracht. Insgesamt werden 17 bis 18 Tonnen Sprengstoff eingesetzt. Ist die Lockerungssprengung erfolgt und das Gefüge des Betons zerstört, kann die Abbruchschere angreifen. Am Ende bleiben eine Menge Stahl und 90.000 Tonnen Bauschutt zurück, welcher direkt vor Ort recycelt und für die Nachnutzung eingesetzt wird.
Oberbürgermeister Claus Kaminsky nutzte die Gelegenheit, um gemeinsam mit Wirtschaftsförderin Erika Schulte einen letzten Blick auf das ungeliebte Bunkerareal zu werfen. Auf dem Gelände des heutigen Technologieparks Hanau wurden bis Ende der 1980er Jahre Brennelemente für Kernkraftwerke produziert. Ein Gebäude des Bunkerareals wurde zur Lagerung dieser Elemente genutzt. Eine Produktion fand in den Hallen allerdings nie statt. 2008 ging das Bunker-Areal als eine Teilfläche des Gesamtparks auf die 1&1 Internet AG über, die dort zunächst ein Rechenzentrum realisieren wollte. Das Unternehmen verwirklichte diese Pläne aber nicht und verkaufte das Gelände schließlich weiter.
"Mit dem Abriss des alten Bunkers auf dem Gelände werde endlich ein weiteres "Symbol" der Brennelementehistorie Hanaus fallen“, freut sich der OB. "Damit wird im Technologiepark auch die letzte verbleibende große Baulücke geschlossen und attraktive Ansiedlungsmöglichkeiten am Standort geschaffen. Er begrüße die Entscheidung der Garbe Industrial Real Estate GmbH und der Bremer Projektentwicklung GmbH, gemeinsam in den Standort in Hanau zu investieren und so neue Ansiedlungspotentiale für Unternehmen schafften. "Beide Unternehmen bringen ihre langjährige Erfahrung im Umgang mit Konversionsflächen von der Revitalisierung von brachliegenden Flächen bis hin zur Entwicklung von modernen und nachhaltigen Immobilien ein", und eignen sich daher hervorragend für diese Aufgabe, so OB Kaminsky. Es sei auch dem unermüdlichen Engagement der Wirtschaftsförderung Hanau zu danken, dass nun so eine so großartige neue Nutzung für das Areal realisiert werde.
„Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Hanau GmbH und den beteiligten Behörden der Stadt Hanau war durchgehend konstruktiv und effektiv und mit Sicherheit auch ausschlaggebend für unsere Entscheidung hier zu investieren“, bestätigen Bernd Jungholt, Geschäftsführer der Bremer Projektentwicklung GmbH und Jan Dietrich Hempel, Geschäftsführer der Garbe Industrial Real Estate GmbH. „Man hat uns bei diesem Projekt den Weg geebnet und mit allen Mitteln unterstützt. Das erleben wir in diesem Ausmaß nicht allzu oft."
Für das ehemalige Bunkerareal im Technologiepark Wolfgang haben die beiden Unternehmer große Pläne: „Nach Revitalisierung der letzten in dieser Größenordnung befindlichen Entwicklungsfläche ist der Bau einer circa 20.000 Quadratmeter großen Multi-User-Immobilie möglich“, erklärt Bernd Jungholt, Geschäftsführer der Bremer Projektentwicklung GmbH. Hinzu kommen Büro- und Sozialflächen. "Die geplante Multi-User-Immobilie eignet sich für regionale und überregionale Unternehmen aus dem Bereichen Gewerbe, Logistik, Industrie und Produktion. Auch bietet sie ortsansässigen Unternehmen Erweiterungs- und Wachstumspotenzial", erläutert Jan Dietrich Hempel, Geschäftsführer der Garbe Industrial Real Estate GmbH. Voraussichtlich im Frühjahr 2020 wird der Neubau fertiggestellt sein.
Der Standort zeichnet sich durch seine zentrale Lage im Rhein-Main-Gebiet und seine gute Verkehrsanbindung aus. Über die in unmittelbarer Umgebung befindlichen Autobahnen A45 und A66, die Aschaffenburg mit Dortmund bzw. Fulda mit Wiesbaden verbinden, sind alle wesentlichen Absatzwege innerhalb kurzer Fahrwege zu erreichen. Das Stadtzentrum von Hanau ist nur knapp vier Kilometer, das Zentrum in Frankfurt circa 30 Kilometer und der Frankfurter Flughafen rund 35 Kilometer entfernt. "Die hervorragende regionale und überregionale Anbindung verdeutlichen die sehr gute Lage im Rhein-Main-Gebiet und bietet optimale Absatz- und Handelswege für Logistik- und Gewerbedienstleister", so Bernd Jungholt.