Wiesbaden (aw). Das Schienennetz für den Nah- und Fernverkehr in Hessen wird bis zum Jahr 2030 mit einer Rekordsumme ausgebaut. Insgesamt fließen in zwölf Großprojekte rund zwölf Milliarden Euro. „Die beiden wichtigsten Neubaustrecken im Zentrum des bundesweiten Bahnnetzes werden in Hessen realisiert: Die Verbindung Frankfurt-Mannheim sowie Hanau-Würzburg/Fulda. Mit Frankfurt wird zudem der komplexeste und bedeutendste Bahnknoten Deutschlands ausgebaut“, sagte Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir.
Prof. Dirk Rompf, der für Großprojekte verantwortliche Vorstand der DB Netz AG, ergänzte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in der vergangenen Woche: „Bei den umfangreichen Investition in Hessen stellen uns der Bund und das Land Hessen den größten Teil der notwendigen Mittel für eine deutliche Verbesserung der Schieneninfrastruktur zur Verfügung.“ Der RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat betonte, dass auch der Nahverkehr von den Ausbauvorhaben profitieren kann. „Wir können unseren Fahrgästen dann ein besseres, pünktlicheres und deutlich ausgeweitetes Angebot machen.“
Der Verkehr - insbesondere im Rhein-Main-Gebiet - nimmt seit Jahren zu. Neben den Autobahnen ist längst auch die Schieneninfrastruktur an die Kapazitätsgrenze gekommen. Ein weiterer deutlicher Anstieg der Fahrgastzahlen in S-Bahnen, Regional- und Fernzügen in Hessen kann mit der bestehenden Infrastruktur nur noch schwer bewältigt werden. Denn auf viele der bestehenden Gleise insbesondere rund um den Bahnknoten Frankfurt passen so gut wie keine zusätzlichen Züge mehr.
So viel Geld wie nie für Verkehrsverbünde
„Wir fahren deshalb mehrgleisig“, so der Minister. „Wir fördern den Radverkehr in der Region, mit neuen Radwegen und innovativen Angeboten. Die Verkehrsverbünde RMV, NVV und VRN bekommen mehr Geld von Bund und Kommunen und erstmals seit Jahrzehnten wieder einen dreistelligen Millionenbetrag vom Land. Im Ergebnis hatten die Verbünde noch nie so viel Geld zur Verfügung wie jetzt, um zusätzliche Züge zu bestellen. Und die Schieneninfrastruktur besonders im Rhein-Main-Gebiet wird nun endlich - nach jahrelangem Stillstand - mit einer Rekordsumme ausgebaut. Hinter all diesen Maßnahmen steht ein ehrgeiziges Ziel: Wir wollen Hessen zum Vorreiter der Verkehrswende in Deutschland machen.“
Engpässe im Schienennetz beseitigen
„Wir gehen nun gezielt die größten Engpässe im deutschen Schienennetz an“, sagte DB Netz-Vorstand Rompf. „Hierzu gehört insbesondere auch Hessen, das aufgrund seiner zentralen Lage eine besondere Rolle im bundesweiten Netz hat. Um die neuralgischen Punkte gezielt anzugehen, misst der Bund vor allem dem Ausbau der Strecken Frankfurt-Mannheim und Hanau-Würzburg/Fulda höchste Priorität zu“ Rompf verwies auf die steigende Bedeutung von Fernverkehrsverbindungen zwischen den Metropolen und Großstädten. „Genau diese Strecken werden wir durch den Ausbau deutlich beschleunigen. Die Fahrtzeit von Wiesbaden zum Frankfurter Flughafen wird sich beispielsweise halbieren.“
Mit der Nordmainischen S-Bahn, dem Ausbau der S6 über Bad Vilbel nach Friedberg und der Regionaltangente West umfasst der Projektplan auch wichtige Ausbauvorhaben für den Nahverkehr. „Wichtig ist, dass die Investitionen dazu führen, dass die Verkehre auf der Schiene entmischt werden. Nur, wenn unsere Regionalzüge nicht mehr auf Fern- und Güterzüge warten müssen, kann der ÖPNV pünktlicher und zuverlässiger werden. Dabei“, so RMV-Geschäftsführer Prof. Ringat, „dürfen wir auch die Information unserer Fahrgäste nicht außer Augen lassen. Hier bietet uns die Digitalisierung immense Chancen, die wir gemeinsam nutzen werden.“ Prof. Ringat nannte in diesem Zusammenhang die Einführung des hessenweiten Schülertickets als eTicket, die verbundweite Datendrehscheibe und die deutschlandweite Vernetzungsinitiative des ÖPNV.
Einsatz von mehr Zügen möglich
Neben der Fahrtzeitverkürzung geht mit den Ausbauvorhaben häufig auch eine Kapazitätssteigerung einher. Es können also teils deutlich mehr Züge als bislang auf den Strecken fahren. Durch die zusätzlichen Gleise werden die einzelnen Bahnen zudem unabhängiger voneinander. Verspätungen bei einer Bahn führen also nicht mehr zwingend zu Verspätungen bei nachfolgenden Zügen. Zudem können Nah-, Fern- und Güterverkehr deutlich besser voneinander getrennt werden. „Wir werden bei all dem natürlich auf den bestmöglichen Lärmschutz achten und die Bürger frühzeitig in die Planungen einbeziehen“, so Rompf. „Dabei setzen wir mit Building Information Modeling neueste digitale Methoden ein. Damit sorgen wir für eine termin- und kostengerechte Realisierung der Projekte und für frühzeitige Transparenz.“