Hamburg (pm/aw). Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende möchte den denkmalgeschützten Schellfischtunnel wieder für Publikumsverkehr öffnen. Dazu stimmt die BVM derzeit mit dem Verein Hamburger Unterwelten e. V. ein Nutzungskonzept ab mit dem Ziel, schon im Frühjahr 2022 historische Führungen oder Veranstaltungen im Tunnel zu ermöglichen und diesen wieder für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen. In der Vergangenheit, etwa zum Tag des offenen Denkmals, gab es 10 Jahre lang vereinzelt Führungen durch den Verein Hamburger Unterwelten. Jedoch musste der Tunnel im Jahr 2019 aufgrund unrechtmäßiger Nutzung durch Dritte und daraus resultierenden Sicherheitsbedenken für Führungen und Besichtigungen gesperrt werden.
„Der Schellfischtunnel ist ein prägendes und geschichtsträchtiges Industriedenkmal im Herzen unserer Stadt, das bei vielen Hamburgerinnen und Hamburgern auf großes Interesse stößt. Eine verkehrliche Nutzung des Tunnels ist nicht in Sicht, umso mehr möchten wir dem Wunsch der Öffentlichkeit nachkommen, die Tore zum Schellfischtunnel wieder für historische Führungen zu öffnen. Dazu stimmen wir uns jetzt mit Hamburger Unterwelten ab, um möglichst bald wieder spannende und sichere Führungen vor Ort möglich zu machen“, sagt Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende. Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien ergänzt: „Der 1876 erbaute Altonaer Hafenbahntunnel war lange Zeit bedeutend für Altona als Zentrum der deutschen Fischindustrie. Es sind historische Bauwerke wie der Schellfischtunnel, die uns heute die Entwicklung der Hafenstadt Hamburg verstehen lassen. Die Zugänglichkeit dieses Industriedenkmals ist die Grundlage dafür, dass ein wichtiger Teil der Geschichte Altonas und Hamburgs für die Öffentlichkeit erlebbar ist. Ich danke dem Verein Hamburger Unterwelten e. V. und der Verkehrsbehörde, dass sie einen Weg gefunden haben, im Rahmen von Führungen Einblicke in diese spannende Geschichte zu ermöglichen.“
Das zukünftige Nutzungskonzept für den Schellfischtunnel befindet sich noch in der Abstimmung mit den zuständigen Gremien. Darin soll unter anderem geregelt werden, dass der Verein Hamburger Unterwelten den allgemeinen Zustand des Tunnels laufend in Augenschein nimmt, Müll entfernt, den ordentlichen Verschluss sicherstellt und so die Stadt unterstützt.
Der Altonaer Hafenbahntunnel, ist eines der ältesten erhaltenen Dokumente des Tunnelbaus in Hamburg und Zeugnis der wirtschaftlich bedeutenden Modernisierung des Hafenbetriebs in Altona im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Seit 2013 ist der Tunnel als Einzeldenkmal bzw. Industriedenkmal geschützt, wie auch als Teil des Ensembles Hafenbahn Altona, das eine Gruppe von Bauwerken der Hafenbahn Altona umfasst. Er verläuft von der Ostseite des neuen Altonaer Bahnhofs unterhalb der Max-Brauer Allee zum Elbufer in Richtung Neumühlen und diente dem Warentransport mit einer Bahn vom Hafen über den Altonaer Bahnhof zur Ostseeküste (Kiel). Da zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorzugsweise Fisch durch den Tunnel transportiert wurde, erhielt er im Volksmund den Namen Schellfischtunnel.
Der Tunnel wurde wegen des rückläufigen Warenumschlags im Altonaer Hafen 1993 stillgelegt. Zum Erhalt der Standsicherheit wurde der Tunnel ab 1999 in Teilbereichen saniert und erhielt hierzu eine neue Betoninnenschale mit Stahlbewehrung. Die Standsicherheit des Tunnels soll auch weiterhin durch die BVM überprüft werden, um sowohl die Standfestigkeit des Bauwerkes selbst, als auch der darüber liegenden Flächen, Wege und Straßen zu gewährleisten.
„Wir freuen uns, dass dieses einmalige historische Bauwerk nun eine angemessene Würdigung erfährt. Wir danken Senator Tjarks und der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende für die Unterstützung bei unserem Vorhaben, den Schellfischtunnel der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich zu machen. Das Interesse daran ist enorm, das haben wir sehen können, als wir 10 Jahre lang den Tunnel zum Tag des offenen Denkmals zeigen durften. Unsere insgesamt ca. 160 Führungen mit über insgesamt 4000 Gästen haben den Bedarf bei weitem nicht decken können. Zusammen mit befreundeten Vereinen werden wir dieses Kleinod jetzt so vorbereiten, dass möglichst bald die Führungen beginnen können“, sagt Holger Dierks vom Hamburger Unterwelten e. V.