Seltenes Zweiständerhaus in Hamburg-Neuenfelde wird saniert

Zweiständerhaus in Hamburg-Neuenfelde. Foto: Jan Mählmann, Hamburg

Hamburg (dsd/aw). Zahlreiche Spenden sowie die Erträge der Lotterie GlücksSpirale ermöglichen die Ausfertigung eines Fördervertrags für das Zweiständerhaus in Hamburg-Neuenfelde. Dort stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 20.000 Euro für die Fachwerksanierung zur Verfügung. Weil die Fassade derzeit gewissermaßen losgelöst vom Rest des Hauses freisteht, drohte schon der schöne Prunkgiebel umzukippen. Er musste deshalb im Herbst 2019 notgesichert werden. Bei der Freilegung der defekten Anschlusspunkte im Innern wurden Farbreste gefunden, die möglicherweise spätbarock sind und noch genauer untersucht werden. Das mächtige Haupthaus gilt als einer der ältesten Bauten im Ort. Eine Inschrift am Prunkgiebel bezeugt: „Das vorige Haus ist abgebrandt 1779 24. July und mit Gottes Hülfe wieder aufgebauet im selbigen Jahr des Herrn 7. October.“ Als Bauherren werden Hans Quast und Catarina Quasten genannt.

Der Stadtteil Neuenfelde liegt links der Elbe am Westrand der Hansestadt im Hamburger Teil der Elbmarsch-Kulturlandschaft Altes Land. Überregional ist es als Obstanbaugebiet bekannt. Der Hof befindet sich auch umgeben von Obstplantagen in dem 1257 erstmals urkundlich erwähnten Dorf Nincop, etwa zwei Kilometer von der Elbe entfernt in der sogenannten „Dritten Meile“ zwischen den Elbezuflüssen Schwinge und Lühe.

Das riesige reetgedeckte Fachwerk-Haupthaus des heute als Biobetrieb genutzten Hofs ist ein Zweiständerhaus. Da man ab etwa 1800 eine andere Konstruktionsform bevorzugte, bei der das Wohnkammerfach gesondert abgebunden wurde, ist der Bau im Alten Land hoch selten.

Die prächtige Nordfassade mit mehrfach vorkragendem, reich geschmücktem Prunkgiebel zeugt vom hohen Anspruch der Erbauer. Eine Besonderheit ist auch die prächtige zentrale Brauttür mit barockem Zierwerk, die nach historischem Vorbild erneuert wurde. Die südliche Tür ist ebenfalls erhalten. Die vier farbig gefassten Lüftungsklappen sind allerdings bauzeitlich. Der nahezu unverändert erhaltene Prunkgiebel, derzeit in einem bedauerlichen Zustand, muss seit 2019 durch eine Stützkonstruktion gesichert werden. Im Inneren sind historische Ausstattungsdetails natürlich besser erhalten, etwa die farbig gefasste Bohlendecke.