Bonn/Lübtheen (bm/aw). Unter der Federführung von Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern, und Henning Bremer, Leiter des Bundesforstbetriebes Trave, fand Ende März eine Informationsveranstaltung zur weiteren Entwicklung der Nationalen Naturerbefläche Lübtheener Heide auf dem Forsthof Kaliß statt. Der Bundesforst ist ein Geschäftsbereich der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Bei dem Termin stellten Vertreterinnen und Vertreter des Ministeriums sowie der BImA den betroffenen Kommunen, Behörden und Institutionen die weiteren Sicherungsmaßnahmen zur Gefahrenabwehr für den ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen vor. Darüber hinaus erörterten sie, wie die Lübtheener Heide aus naturschutzfachlicher Sicht weiterentwickelt werden soll.
Die Flächen des ehemaligen Truppenübungsplatzes Lübtheen gehören sowohl zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe als auch zum Nationalen Naturerbe. „Aufgrund seiner militärischen Historie und den damit verbundenen Gefahren ist die Entwicklung dieses Gebietes im ländlichen Raum eine besondere Herausforderung, die ein abgestimmtes Vorgehen zwischen der BImA als Eigentümerin und den zuständigen Landesbehörden unabdingbar macht“, erläuterte Forstdirektor Henning Bremer und fügte hinzu: „Das Kampfmittelmanagement und alle notwendigen Sicherungsmaßnahmen der BImA sind insbesondere auf den Schutz der angrenzenden Ortschaften ausgerichtet.“
Naturverträgliche Wegetrassen
„Wir alle sind uns einig, dass wir es hier mit einem besonderen Fleckchen Erde zu tun haben“, betonte Minister Backhaus eingangs. Das Gebiet stehe für imposante Dünen, Kiefernwälder sowie unzerschnittene Heide- und Graslandschaften mit einer artenreichen Insektenfauna. Inzwischen seien auf dem Areal zehn Fledermausarten nachgewiesen worden, die es landesweit nur noch punktuell gibt. „Nun kommt es darauf an, dass wir die Bedürfnisse von Anwohnern und Gästen in das Schutzkonzept einbinden und das Areal zum Ausgangspunkt für einen behutsamen Naturtourismus weiterentwickeln“, sagte er weiter. Vorgesehen seien beispielsweise naturverträgliche Wegetrassen und Aussichtspunkte auf den Sanddünen. Die partielle Öffnung des Sperrgebietes könne auch einen wirtschaftlichen Impuls für die Regionalentwicklung geben.
Besserer Schutz vor Waldbränden
Bei der Informationsveranstaltung stellte der Munitionsbergungsdienst Mecklenburg-Vorpommern seine Schlussfolgerungen aus den bisherigen Kampfmitteluntersuchungen vor. Auf Grundlage dieser Einschätzung haben das Landwirtschafts- und Umweltministerium sowie der Bundesforstbetrieb Trave gemeinsam ein Waldbrandschutzkonzept erarbeitet. In diesem Zuge war unter anderem ein Wegekonzept für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben abgestimmt worden. Kernstück des Konzeptes bilden Schutzstreifenzonen um die betroffenen Kommunen. Innerhalb dieser Schutzstreifen soll jegliches Totholz entfernt werden, um die Gefahr eines Waldbrandes zu verringern. Auch werden dort künftig durch gezielte forstliche Maßnahmen speziell Laubbäume gefördert.
Zudem ist ein sogenanntes Waldbrandriegelsystem im Bereich der gefährdeten Orte auf einer Länge von rund zehn Kilometern geplant. Dabei handelt es sich um stufenförmig aufgebaute Streifen, deren sogenannte Bestockung – der Bewuchs mit Bäumen – und Bodenflora sowie die regelmäßige Bearbeitung des Bodens die Ausbreitung eines Feuers eindämmen sollen. Aktuell laufen bereits die Arbeiten für ein solches Riegelsystem im Bereich Lübbendorf, Ramm, Trebs und Alt Jabel. Darüber hinaus werden derzeit weitere notwendige Schritte mit Fachbehörden abgestimmt, um die Ortsrandlagen zu sichern. Dafür müssen insbesondere noch die Wasserentnahmestellen für die Feuerwehren festgelegt werden.
Offenlandbiotope durch Beweidung erhalten
Außerdem erläuterten Experten, was naturschutzfachlich für das Wald-, Offenland- und Wildmanagement geplant ist. Diese Maßnahmen werden übrigens im sogenannten Naturerbe-Entwicklungsplan zusammengefasst. Künftig sollen rund 1.500 Hektar Fläche als Kernzone des UNESCO-Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe ausgewiesen werden. Die wertvollen großräumigen Offenlandbiotope – unter anderem auch der Bereich der aktiven Binnendüne der Lübtheener Heide – befinden sich im namensgleichen Flora-Fauna-Habitat (FFH) und sollen durch eine Beweidung erhalten bleiben und weiterentwickelt werden.
Im Naturerbe-Entwicklungsplan wird ein Besucherlenkungs- und Informationskonzept erarbeitet. Bestimmte Wege sollen in Abstimmung mit dem Munitionsbergungsdienst perspektivisch für Interessierte zur naturverträglichen Freizeitgestaltung freigegeben werden. Darüber hinaus sollen verschiedene Aussichtspunkte an attraktiven Punkten im Gelände errichtet werden, um ein besonderes Naturerlebnis zu ermöglichen. Zurzeit ist der überwiegende Teil der Lübtheener Heide aufgrund der Gefahr durch Kampfmittel für die Öffentlichkeit gesperrt.
Seit Juni 2017 im "Nationalen Naturerbe"
Das Nationale Naturerbe ist eine herausragende Initiative des Bundes. Rund 156.000 Hektar wertvoller Naturflächen im Eigentum des Bundes wurden nicht privatisiert, sondern in die Hände des Naturschutzes gegeben. Dazu zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der innerdeutschen Grenze („Grünes Band“), Treuhandareale aus dem DDR-Volksvermögen und stillgelegte DDR-Braunkohletagebaue. Viele Gebiete haben sich über Jahrzehnte hinweg trotz ihrer in Teilen sehr intensiven Nutzung zu einzigartigen Naturräumen entwickelt – als Refugien für viele seltene Tier- und Pflanzenarten.
Der ehemalige Truppenübungsplatz Lübtheen ist seit dem Beschluss des Haushaltsausschusses des deutschen Bundestags vom 28. Juni 2017 in das sogenannte Nationale Naturerbe aufgenommen worden. Er verbleibt dauerhaft im Eigentum des Bundes und wird durch den vor Ort zuständigen Bundesforstbetrieb Trave im Auftrag des Bundesumweltministeriums betreut.
Dies ist eine Pressemitteilung, die der Redaktion zugeschickt wurde, und die wir zur Information unserer Leser*innen unredigiert übernehmen.