NS-Hinterlassenschaft wandelt sich in Erholungsort

Sanierte Wohnungen im Prora-Block. Foto: rottenplaces.de Archivfoto

Prora (aw). Der 4,5 Kilometer lange Stahlbetongigant an Proras Ostseestrand (Landkreis Vorpommern-Rügen) hat sich über die letzten Jahre massiv gewandelt. Nicht mehr viel ist zu sehen von der ehemaligen KdF-Legebatterie und dem späteren DDR-Militärstandort. Erbaut wurde der Koloss zwischen 1935 und 1939. Dort wo 20.000 Menschen über die NS-Freizeitorganisation "Kraft durch Freude" (KdF) urlauben sollten, haben Privatinvestoren Hunderte Ferien- und Eigentumswohnungen entstehen lassen.

Jetzt ist Prora sogar staatlich anerkannter Erholungsort. Im August letzten Jahres übergab Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) die Ernennungsurkunde. Mit dem Titel "Erholungsort" kann Prora Kurtaxe und eine Fremdenverkehrsabgabe erheben. Dies macht die Gemeinde Binz seit diesem Jahr. Diese luxuriösen Apartments mit Quadratmeterpreisen bis zu 10.000 Euro erlauben großzügige Steuerabschreibungen vom Staat. Kein Wunder also, dass sich bisher die meisten Wohnungen an gut betuchte Geldanleger verkaufen ließen. Die Lage ist einzigartig, die Adresse weltbekannt und die realisierten Bauvorhaben luxuriös.

Koloss von Prora vor Beginn der Sanierungsarbeiten.

200 neue Wohnungen in Block 5

Bis zuletzt schlummerte der Block 5 im Dornröschenschlaf. Dann teilte der Landkreis Vorpommern-Rügen mit, dass die Immobilie an eine Projektgruppe verkauft wurde, die derzeit bereits den Block 4 saniert. Im fünften Block sollen 200 Wohnungen entstehen und rund 60 Millionen Euro investiert werden (wir berichteten). Die Wohneinheiten werden für Familien, Senioren und Singles ausgebaut. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Umbau wird im kommenden Jahr beginnen. Der Landkreis hat den Anbau von Balkonen und Loggien an das denkmalgeschützte Gebäude erlaubt, um den heutigen Wohnbedürfnissen gerecht zu werden.

Gegen diese Verkaufspläne des letzten Prora-Blocks wurden über die Jahre die Kritiken immer lauter und auch in einer Online-Petition forderten immer mehr Unterstützer den Stopp des Ausverkaufs der Geschichte. In der Petition wurden auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) gezielt aufgefordert, sich für den Erhalt des letzten verbliebenen Gebäuderiegels in öffentlicher Hand einzusetzen und das geplante Bildungszentrum zu unterstützen.

Aktuell muss der Bebauungsplan angepasst werden. Die im insgesamt 450 Meter langen, fünften Block untergebrachte Jugendherberge wird hier erhalten bleiben. Im mittleren Gebäudeabschnitt wird ein Dokumentationszentrum entstehen, finanziert von Bund und Land.