Greifswald (dsd/aw). Dank der treuhänderischen Heinz und Renate Wiedemann-Stiftung sowie zweckgebundener Spenden kann die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die Restaurierung der Marienkapelle in der Greifswalder Marienkirche mit 20.795 Euro unterstützen. Die Marienkirche gehört zu den über 550 Objekten, die die private Denkmalschutzstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Mecklenburg-Vorpommern gefördert hat. Auf diese Weise leistet die DSD ihren Beitrag zur Planungssicherheit für die Bauherren, ihre Architekten und hochqualifizierten Handwerksbetriebe, um gerade in der derzeitigen Situation wichtige Arbeitsplätze erhalten zu helfen.
Die Marienkapelle ist der älteste Sakralraum der Stadt. Sie entstand zeitgleich mit der ersten Besiedlung. Nach der Fertigstellung der Kirche wurde sie zunächst als Kalkhaus, dann als Abstellkammer genutzt. Heute ist ihr baulicher Zustand katastrophal. Die vorgesehenen Sanierungsarbeiten im Inneren sollen ihre Bedeutung als einer der ersten Sakralräume Greifswalds und als einer der ersten fertiggestellten Räume der Marienkirche wieder sichtbar machen. Der noch erhaltene Befund ist beeindruckend und beweist, dass es sich um ein Kleinod frühgotischer pommerscher Architektur handelt.
Die Stadt Greifswald entstand nach der Ansiedlung deutscher Kaufleute durch Zisterziensermönche. Diese stammten aus dem dänischen Esrom und hatten 1199 das Kloster Eldena gegründet, dem Fürst Witzlaw I. von Rügen 1241 das Marktrecht verliehen hatte. Greifswald ging 1247/1248 als Lehen an Herzog Wartislaw II. über, der ihr 1250 lübsches Stadtrecht verlieh. 1264 umfasste die Alt- und die Neustadt bereits eine Stadtmauer, in ihr standen die mächtigen Kirchenbauten von St. Nikolai und St. Jakobi und als erste Pfarrkirche der Altstadt auch die St. Marienkirche.
Der heutige dreischiffige Hallenbau mit geradem Ostabschluss entstand wohl zwischen 1275 und 1382. Im Westen überragt die 67 Meter lange Kirche der dreistöckige Turm, den eine in der Mitte des 15. Jahrhunderts erbaute Vorhalle umfängt. Um 1330 wurde der Ostgiebel mit acht gestaffelten Blendbögen und Fialtürmen als Prachtgiebel ausgebaut. Im Turmuntergeschoss befindet sich eine in Europa einmalige mittelalterliche Gerichtshalle. Im Turm ist auch ein sehenswertes mächtiges Tretrad zum Anheben von Lasten zu besichtigen. Zu den kostbarsten Ausstattungsstücken zählen die Reste von Gewölbe- und Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert, Passionsszenen und eine überlebensgroße Christophorusfigur.