Schwerin (dsd/aw). Für die Aufarbeitung der Hauseingangstür und der historischen Fenster der Villa von Schwicheldt in Schwerin-Ostorf stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) in diesem Jahr dank Spenden und der Erträge der Lotterie GlücksSpirale 15.000 Euro zur Verfügung. Der zu den herausragenden Villenbauten des Landes zählende Bau mit Remise ließ Gräfin Marie von Schwichelt 1909 nach einem Entwurf von Paul Ludwig Troost erbauen. Das der neoklassizistischen Moderne verpflichtete Gebäude ist ein Frühwerk des Architekten. Troost gestaltete sie bis in die Innenarchitektur hinein und schuf einen interessanten Kontrast zur eher konservativen Gesamterscheinung des gartenhausartigen Mansardwalmdachbaus. Der gestalterisch dem Quadrat untergeordnete Entwurf der Inneneinrichtung ist trotz weitgehenden Verlusts noch gut erkennbar. Von den bauzeitlichen Fenstern blieb eine nennenswerte Reihe erhalten, ebenso wie originale Türen und Paneele.
Die Villa, die nun wieder Wohnzwecken dienen soll, hat deutsche Geschichte an der eigenen Haut erfahren. Sie wurde als Wohnhaus, Sanatorium, Gestapo-Hauptquartier, russische Militärkommandantur und Kinderkrankenhaus genutzt. Ihr Architekt, der 1930 Adolf Hitler kennenlernte, wurde 1933 der „Baumeister des Führers“, bis er im Januar 1934 überraschend starb. Zuletzt gehörte das Anwesen der deutschen Jüdin Gabriele Hammerstein, die mit ihren Eltern Mitte der 1930er Jahre zu Verwandten nach New York flüchten musste und das Haus nach der Wende zurückerstattet bekam. Die jetzigen Eigentümer haben die Villa nach ihrem Tod 2018 erworben.
Während der deutsche Zweig der Familie Hammerstein aus namhaften Medizinern bestand – weswegen die Villa eine Zeitlang als Sanatorium diente, in dem Albert Einstein und Thomas Mann Patienten waren –, ist die amerikanische Seite der illustren Familie, die 1863 von Berlin nach New York auswanderte, im Theater-Milieu berühmt geworden. Oscar Hammerstein II avancierte in den 1930er Jahren zum Musical-König am Broadway. Er schrieb unter anderem Kassenschlager wie „Oklahoma, „The King and I“ und „The Sound of Music“.