Osnabrück (pm). Seit einigen Tagen finden hinter dem ehemaligen Sinn-Leffers-Gebäude an der Johannisstraße Ausgrabungen statt. Die Grabungsleiterinnen Sara Snowadsky und Ellinor Fischer vom Fachdienst Archäologische Denkmalpflege für Stadt und Landkreis Osnabrück versuchen Details über die Vergangenheit des Ortes zu finden. Einen Teil des ehemaligen Parkplatzes hat ein Bagger für die Suche nach Hinweisen L-förmig aufgegraben. An einer Stelle ist der Graben mehr als zwei Meter tief, an anderer Stelle nur rund einen halben. Studierende der Universität Münster tragen mit Spachteln und kleinen Schaufeln Schicht für Schicht die Erde ab und sammeln ein, was sie finden. Einiges haben sie bereits entdeckt: Tonpfeifen, die bereits im Dreißigjährigen Krieg verwendet wurden, Westerwälder Keramik aus dem 17. oder 18. Jahrhundert, glasierte Keramik, sogenannte Weser-Werra-Ware, aus der Zeit um 1700, den Kranzsims eines noch einmal rund 100 Jahre älteren Kachelofens. Erstaunt sind Fischer und Snowadsky über eine Vielzahl an Muschelresten. Sie haben allerdings nicht in der Sumpflandschaft gelebt. Es handelt sich um Speisereste.
Die große Masse an Funden besteht jedoch aus etwas anderem: Schutt. Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der sumpfige Bereich mit Schutt verfüllt, um ihn bebauen zu können. „Zwischen der Johanniskirche und dem Neumarkt war die Johannisstraße einst Teil eines Sumpfgebiets“, erläutert Ellinor Fischer. „Direkt an der Johannisstraße wurde es zur Bebauung schon im Mittelalter verfüllt, an unserer Ausgrabungsstätte erst später.“ Bebaut wurde das Grundstück jedoch nicht. „Alten Karten können wir entnehmen, dass der Bereich parzelliert war“, sagt Snowadsky. „Vielleicht befanden sich hier mehrere kleine Gemüsegärten.“
Wichtig ist den Grabungsleiterinnen besonders, Aufschlüsse über die Topografie des Bereichs zu erhalten. Auf den alten Karten ist auch ein Bachlauf zu sehen, der dort als Wiesenbach eingezeichnet ist und – je nach Karte – auf Höhe der Gemüsegärten endet oder sich bis zur Johannisstraße erstreckt. Fischer und Snowadsky haben die Theorie, dass sich der Bach an der Stelle befand, wo nun der Fußgänger-Durchgang liegt, der die Straße Am Landgericht mit der Johannisstraße verbindet. Um hierzu genauere Aussagen treffen zu können, hoffen die Archäologinnen, Reste einer Befestigung zu finden. „Auch Holzfunde sind für uns viel wert“, sagt Ellinor Fischer. „Holz ist gut geeignet, um Zusammenhänge erklären zu können, weil man das Alter von Holz sehr genau bestimmen kann.“ Derzeit gehen die Expertinnen davon aus, dass der Wiesenbach Ende des 19. Jahrhunderts zugeschüttet wurde.
Kurz darauf wurde bereits das alte Leffers-Gebäude gebaut, das 1912 fertiggestellt wurde. Im Ersten Weltkrieg diente es als Lazarett, ehe es als Kaufhaus genutzt und im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde. Dasselbe Schicksal ereilte die alte Stadthalle in der Straße Am Landgericht. Die Zerstörung dieser beiden Gebäude erklärt nach Einschätzungen der Grabungsleiterinnen die Schutt- und Steinschicht, die sie direkt unter dem Parkplatz fanden, auf dem die Grabungen stattfinden. „Wir haben dort Ziegel und Steine gefunden, aber keine alten Nägel, Draht oder zerborstene Fensterrahmen“, so Snowadsky. Sie schließt daraus, dass die Überreste der Gebäude zunächst sortiert und erst dann dort eingebracht wurden. Der Grund für diese erneute Verfüllung des Geländes mit Schutt könnte nach Einschätzung Snowadskys sein, dass Höhenunterschiede zur Johannisstraße ausgeglichen werden sollten.
Für die Grabungen ist ein Zeitraum bis Weihnachten eingeplant. Den Rückbau des ehemaligen Sinn-Leffers-Gebäudes beeinträchtigen sie nicht. Anstelle des Gebäudes soll ein Hotel entstehen.
Dies ist eine Pressemitteilung, die der Redaktion zugeschickt wurde, und die wir zur Information unserer Leser*innen unredigiert übernehmen.