Clausthal-Zellerfeld (dsd/aw). Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellte Ende 2016 dank der Lotterie GlücksSpirale 20.000 Euro für die Instandsetzung des Förderturms innerhalb der Ottiliaeschachthalle in Clausthal-Zellerfeld zur Verfügung. Nun besuchte Martina Wolff vom Ortskuratorium Hannover der DSD gemeinsam mit Herbert John von Lotto Niedersachsen am Donnerstag (11. Mai) an der Museums-Außenstelle Ottiliaeschacht im Ortsteil Clausthal, um sich bei Ulrich Reiff von der Stiftung Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft den Stand der Arbeiten erläutern zu lassen. Die DSD verdeutlicht mit der Förderung ihre Wertschätzung für technische Denkmale, die inzwischen nicht weniger als Sakralbauten im öffentlichen Interesse stehen, häufig jedoch unverstanden sind und einer größeren Unterstützung bedürfen.
Die oberirdischen Baulichkeiten des Ottiliaeschachtes in Clausthal-Zellerfeld gehören zu den wichtigsten Denkmalensembles im Bereich der Oberharzer Wasserwirtschaft. Als Industriedenkmal sind sie ein Element der UNESCO-Welterbestätte Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft. Bis 1980 wurde die Schachtanlage noch als Kavernenkraftwerk genutzt, also als Wasserkraftwerk, bei dem sich die Maschinenanlagen in einem in den Fels gesprengten Hohlraum – eben der Kaverne – befinden.
Heute ist die Anlage Museum. Der Schacht war kein eigenständiges Bergwerk, sondern diente als Teil der Grube Rosenhof als zentraler Hauptförderschacht für Erze – silberhaltiger Bleiglanz und Zinkblende – des Rosenhöfer, Burgstätter und Zellerfelder Gangzuges. Hier wurde das Erz des Clausthaler Reviers zu Tage gefördert und in der riesigen Zentralaufbereitung für die Weiterverarbeitung in den Hütten vorbereitet. Benannt ist der Schacht nach dem preußischen Berghauptmann Ernst Hermann Ottiliae.
Die Anlage verbindet Bergwerks- und Industriegeschichte mit Landschaftsnutzung und historischem Transportwesen. Auf dem Zechenplatz steht noch die Schachthalle mit dem ältesten deutschlandweit erhaltenen, stählernen Fördergerüst von 1876. Im vorderen Teil des Fördermaschinenhauses ist der zuletzt verwendete Förderhaspel aus dem Baujahr 1914 noch funktionsfähig. Im hinteren Teil befindet sich eine museale Ausstellung zur Schachtfördertechnik im Oberharz. Erhalten sind auch ein Rechenhaus, das Einlaufbauwerk der Turbinenfallleitung sowie in einiger Entfernung das Zechenhaus. Nach der Einstellung des Bergbaus im Oberharz 1930 wurde das Gefälle des Ottiliaeschachtes ein halbes Jahrhundert lang zur Stromerzeugung genutzt.
Ein Teil der historischen Bahntrasse wurde in den 1990er Jahren rekonstruiert, so dass man von der jetzigen Stadtbibliothek, dem Alten Bahnhof, zum Ottiliaeschacht in einem Zug mit Grubenlok und Leuteförderwagen fahren kann. Auf diese Weise gelangten die Oberharzer Bergleute noch bis in das vergangene Jahrhundert zu ihren Arbeitsplätzen unter Tage.