Dissen (aw). Das Ende für das Areal mit dem ehemaligen Albertinenkrankenhaus und Schwesternwohnheim in Dissen (Landkreis Osnabrück) rückt näher. Nachdem im September des letzten Jahres die Osnabrücker Beteiligungs- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (OBG) und die Klinikum Osnabrücker-Land-Gesellschaft (KOL) die innerstädtische Fläche an die Osnabrücker Land-Entwicklungsgesellschaft mbH (Oleg) übergeben haben, hat sich bis auf ausführliche Rodungsarbeiten noch nicht sichtbar viel getan.
Stadt Dissen und die Oleg
Die Stadt Osnabrück ist über die Klinikum Osnabrück-Gesellschaft Eigentümerin der KOL. 1994 gründeten der Landkreis Osnabrück und die kreisangehörigen Kommunen die Oleg GmbH, zu der auch die Stadt Dissen gehört. Diese hatte die Gesellschaft beauftragt, mit der Entwicklung der Gesamtfläche zwischen Erpener Weg und Bahnhofstraße auf Basis ihrer städtischen Bauleitplanung zu beginnen. Nach Angaben der Stadt liegt für das Areal im Rahmen des Bebauungsplans 90 "Robert-Koch-Straße" ein Entwurf vor, der auf einem Teil eine Wohnnutzung und auf einem anderen Teil ein Mischgebiet für Geschäfts- und Bürogebäude vorsieht.
Um mit der Erschließung sowie dem Kanal- und Straßenbau starten zu können, müssen zuerst die Altgebäude weichen. Die Kosten für den Rückbau beziffert die Stadt mit rund zwei Millionen Euro. Im Herbst sollen die ersten Arbeiten dafür beginnen. Was die Oleg und die Stadt für den Kauf des Areals locker machen mussten, darüber wurden keine Angaben gemacht. Angesichts des Zustandes der Gebäude hatte man sich im letzten Jahr im Rat für eine Reaktivierung als Krankenhaus ausgesprochen. Ein Jahr zuvor wurde die Verlängerung einer bestehenden Veränderungssperre beschlossen, um eine Fehlentwicklung hinsichtlich der zukünftigen baulichen Nutzung und Ausgestaltung der Grundstücke zu vermeiden.
Fabrikant stiftet Krankenhaus
1901 stiftet der Fabrikant Fritz Homann zum 25-jährigen Bestehen seiner Fleisch- und Wurstwarenfabrik 30.000 Mark für den Bau eines Krankenhauses. Einzige Bedingung: Das Krankenhaus soll den Namen seiner Frau, nämlich Albertine tragen. Nur ein Jahr später starten die Arbeiten für das "Samtgemeindekrankenhaus Albertinenstiftung". 1904 öffnet das Krankenhaus mit 25 Betten, nach dem Ersten Weltkrieg vervierfacht sich die Patientenzahl.
1954 stiftet Homann noch einmal 25.000 Mark, diesmal zum 50-jährigen Bestehen seines Unternehmens. Mit dem Geld konnte das Krankenhaus ausgebaut und fortan 60 Betten Platz bieten. Ergänzend richtete man einen Operationsraum, eine Röntgenstation und eine Leichenhalle ein. 25 Jahre später, zum 75-jährigen Jubiläum schenkte das Unternehmen Homann das Grundstück mit Krankenhaus samt 52.000 Mark der Stadt. 1966 übernahm das Diakonische Werk die Trägerschaft, noch im selben Jahr wurde das Schwesternwohnheim erbaut.
Nach der Einrichtung einer Krankenpflegeschule zwei Jahre später zog das Albertinenkrankenhaus 1971 in den Neubau auf dem Areal. Neben Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Urologie kam 1973 eine Intensivstation dazu. Die ehemalige Wäscherei im Erdgeschoss wandelte man 2001/02 in die zentrale Patientenannahmestelle mit Notfallambulanz um. Zu diesem Zeitpunkt verfügt das Krankenhaus über 130 Betten.
2011 übernahmen die Städtischen Kliniken Osnabrück das Albertinenkrankenhaus und firmierten ab sofort unter dem Namen "Klinikum Osnabrücker Land". Geplante Investitionen in den Folgejahren blieben aus. 2014 wurde wegen Überkapazitäten im Osnabrücker Land ein Insolvenzverfahren eröffnet, im Oktober desselben Jahres entschied dann der Gläubigerausschuss die Schließung des Krankenhauses. Für die betroffenen Mitarbeiter sollte es einen Sozialplan und eine Transfergesellschaft geben.