Lennestadt (lwl). Im Vorfeld der geplanten Erweiterung eines Steinbruchs legten Archäologen im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) bei Lennestadt-Grevenbrück mehrere Gräber frei. Es handelt sich dabei um Brandbestattungen, vermutlich aus der Eisenzeit, also der Epoche von 800 vor Christus bis Christi Geburt.
Mit dem Bagger legten die Mitarbeiter einer archäologischen Fachfirma sieben Probegrabungen an, die jeweils rund hundert Meter lang und sechs Meter breit waren. Mithilfe dieser sogenannten Suchschnitte verschafften sich die Wissenschaftlerinnen einen Überblick über die im Boden noch erhaltenen Spuren der Vergangenheit. Zu Beginn stießen sie unterhalb des Ackerbodens aber nur auf das blanke Kalkgestein.
Auf einem Teilbereich der Fläche wurden die Archäologen jedoch fündig: Zu ihrer Überraschung kamen im lehmigen Boden die Überreste von Brandbestattungen zutage. Hier hatten sich die Bodenteile von zwei Graburnen aus Keramik erhalten. Die beiden Gefäße enthielten sogar noch einen Teil des menschlichen Leichenbrandes. Prof. Dr. Michael Baales, LWL-Archäologe und Leiter der Außenstelle Olpe: "Dies ist das erste Mal, dass wir im Kreis Olpe oder in den umliegenden Regionen des Sauerlandes ein derartiges Gräberfeld antreffen. Für die Erforschung der Region hat die Entdeckung einen hohen Seltenheitswert."
Darüber hinaus entdeckten die Fachleute Reste von drei Brandschüttungsgräbern. "Bei dieser Bestattungsweise wird die Asche nicht in eine Urne gefüllt", erläutert Grabungsleiter Dr. Wolfgang Messerschmidt. "Vermutlich war der Leichenbrand in ein vergängliches Material, ein Tuch oder einen Beutel, gehüllt und beigesetzt worden."
Die Bestattungen enthielten keine Grabbeigaben mehr. "Es handelt sich hier um die letzten Reste eines Gräberfeldes. Aufgrund der Machart der Keramik stammen die Gräber vermutlich aus der Vorrömischen Eisenzeit, zwischen 800 v. Chr. und der Zeitenwende", so Baales. Die schlecht erhaltenen Graburnen weisen darauf hin, dass das Gräberfeld durch Erosion und Ackerbau bereits stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Von zeitgleichen Anlagen sind Grabhügel bekannt, die häufig von kreisförmigen Gräben umgeben waren.
Anlass für die Ausgrabung war, dass das hoch gelegene Areal nördlich der Lenne schon seit Jahrzehnten als ausgedehntes archäologisches Fundgebiet bekannt ist. Seit den 1980er Jahren hat vor allem Johannes Heyermann aus Olpe hier zahlreiche Steingeräte entdeckt. Sie stammen teils aus der Zeit der mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammlerinnen um etwa 8000 vor Christus, teils aus den frühesten jungsteinzeitlichen Bauerngesellschaften im südwestfälischen Mittelgebirge, der sogenannten Michelsberger Kultur um 4.000 vor Christus. Einige Pfeilspitzen und Werkzeuge aus Feuerstein ließen vermuten, dass hier auch im Boden noch jungsteinzeitliche Spuren erhalten geblieben ein könnten. Denkbar schienen Gruben, aber auch die Gräben einer größeren befestigten Anlage, die für diese Zeit typisch ist. Daher war es notwendig, vor der Umsetzung der geplanten Erweiterung des Steinbruchs das Gelände archäologisch zu untersuchen.
Bevor der Kalksteinbruch erweitert wird, werden die Reste des Gräberfeldes vollständig ausgegraben. Experten dokumentieren und bergen die Gräber, sodass sie als wissenschaftliche Quelle erhalten bleiben.