Bonn (dsd/aw). Peter Storsberg vom Förderverein Historischer Pavillon e.V. und der ehemalige Eigentümer Jürgen Rausch strahlten, als am Sonntag (17.05.) am Rand des Platzes der Vereinten Nationen an der Heussallee in Bonn, gleich gegenüber dem neuen UN-Campus am Rhein, exakt um 7.45 Uhr der Wiederaufbau des bundesweit als Bundesbüdchen bekannten Pavillons begann. An dessen Tresen wurde Politikgeschichte geschrieben. Und dass es heute wieder unweit des in den letzten Jahren baulich stark veränderten historischen Ortes steht, verdankt es nicht zuletzt dem Engagement der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD).
Immer wieder erinnerte die DSD die Stadt an das historische Kleinod, nachdem sie sich als erste hinter Eigentümer Jürgen Rausch gestellt hatte, den sie bis zum heutigen Tag nicht im Stich ließ. Die in Bonn ansässige Denkmalschutzstiftung stellte für den Rücktransport und die Sanierung des historischen Kleinods schon vor sieben Jahren 60.000 Euro in ihren Haushalt ein und konnte so die Stadt in die Pflicht nehmen, den Erhalt zu gewährleisten. Dabei stellt das für die DSD wie für die Denkmalpflege insgesamt eine Ausnahme dar, denn Translozierungen sind der letzte Notanker im Denkmalschutz. Schließlich bewilligte auch die Bezirksregierung Köln im April 2018 eine Fördersumme in Höhe von 135.000 Euro für den Wiederaufbau des denkmalgeschützten Kiosks.
Das Bundesbüdchen steht aufgrund seiner Gestalt und seiner parlamentarischen Vergangenheit unter Denkmalschutz und war der inoffizielle Politikertreffpunkt der Bonner Republik. Seit der Kiosk 1957 in direkter Nachbarschaft zum Bundestag errichtet worden war und bis zu seiner Einlagerung 2006 wurde er von der Familie Rausch betrieben. Zahlreiche Spitzenpolitiker, Abgeordnete und Journalisten aus aller Welt zählten zu den Stammkunden. Der jüngst verstorbene Arbeitsminister a.D. Norbert Blüm charakterisierte den Würstchenverkaufsort rückblickend mit den Worten: „In keinem Regierungsviertel der Welt gibt es einen solch unprätentiösen Ort für die spontane Kommunikation ohne Tagesordnung wie damals in Bonn.“
Der Bau erhebt sich eingeschossig auf längsovalem Grundriss. Über einem gekachelten Brüstungsgesims umschließt ein hohes umlaufendes Fensterband mit zum Teil konvexer Verglasung das Büdchen. Parallel dazu umläuft eine Fensterbank die Glasscheibe, die als Theke fungiert. Ein weit ausschwingendes, der Bauform folgendes Flachdach schließt den Bau. Die elegant geschwungene Architektur mit ihrer starken Durchfensterung und der leichten Bedachung vereint viele Stilmerkmale der 1950er Jahre und macht den Pavillon zu einem typischen Bau dieser Zeit, als Pavillonbauten in Form von Zeitungskiosken oder Erfrischungs- und Trinkhallen eine Blüte erlebten.