Oberhausen (pm/aw). Das Pumpwerk Oberhausen-West erfüllt die Kriterien eines Baudenkmals. Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland hat den Eintrag in die kommunale Denkmalliste bei der Stadt Oberhausen beantragt. Mit einem ausführlichen Gutachten begründet das Denkmalpflege-Fachamt den Denkmalwert des technischen Bauwerks aus den 1920er und 1960er Jahren. Das Gebäude an der Ecke Ruprecht- und Kluckstraße zeugt unter anderem von Wachstum und Entwicklung der damals jungen Stadt Oberhausen im Zuge der Industrialisierung. Es steht zudem für das Entstehen der öffentlichen Gesundheitsfürsorge vor rund 100 Jahren.
Das in zwei Bauphasen errichtete Pumpwerk ist in doppelter Hinsicht ein Denkmal über Wasser: Zunächst einmal steht das Bauwerk ganz konkret über den Zuleitungen und Pumpen für Regen- und Abwasser aus den umliegenden Wohngebieten. Von der Ruprechtstraße aus wird das Wasser über eine Sammelleitung nach Duisburg gepumpt, dort geklärt und in den Rhein geleitet. Das Pumpwerk ist darüber hinaus im übertragenen Sinn ein Denkmal über Wasser: Es legt Zeugnis ab von der enormen Bedeutung der Wasserwirtschaft im Zuge der Industrialisierung.
Zeugnis des ersten Abwasserregulierungssystems im Ruhrgebiet
Das Oberhausener Pumpwerk entstand in den Jahren 1928 und 1929 nach Plänen des ortsansässigen Architekten Richard Karl Schmeisser. Es war Bestandteil eines kommunenübergreifenden Abwasserregulierungssystems, mit dem Abwässer vor allem aus Mülheim, Essen und Oberhausen fortan nicht mehr ungeklärt in die Ruhr geleitet werden sollten. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert hatte das wiederholt zum Ausbruch von Epidemien geführt.
Mit dem neuen System sollte das Wasser in den Rhein geleitet werden, die deutlich kleinere Ruhr war in der Folge frei von gefährlichen Abwässern. Das Regulierungssystem war damit Voraussetzung sowohl für die weitere industrielle Entwicklung des Ruhrgebiets als auch für die Ansiedlung von Menschen – beispielsweise im Oberhausener Westen. Weil das dortige Siedlungsgebiet infolge von Bergschäden abgesackt war, waren allerdings Pumpwerke nötig, um das Wasser in die Sammelleitungen zu pumpen. „Das Pumpwerk Oberhausen-West ist Zeugnis sowohl für die Voraussetzungen als auch für die Folgen der Industrieentwicklung im Ruhrgebiet. Es ist heute der einzig vollständig erhaltene Hochbau aus der frühen Ausbauphase des Abwassersystems“, sagt Dr. Ralf Liptau, wissenschaftlicher Referent für Technik- und Industriedenkmäler beim LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland.
Technische Ausstattung der 1960er Jahre erhalten
Zwischen 1960 und 1963 ist das Pumpwerk baulich erweitert, vor allem aber technisch neu ausgerüstet worden. Die aus dieser Zeit heute noch vollständig erhaltene Technik sowohl im Alt- als auch im Neubau macht einerseits nachvollziehbar, wie sich die Pumpentechnik in der Zeit zwischen den 1920er und 1960er Jahren weiterentwickelt hatte. Darüber hinaus ist diese damals moderne Technik heute selbst 60 Jahre alt. Liptau: „Vor diesem Hintergrund ist das Pumpwerk Oberhausen-West neben seiner Bedeutung für die Stadt- und Industriegeschichte auch ein authentisches Zeugnis der Technikgeschichte.“
Denkmalantrag ist gestellt, wie geht es weiter?
Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland hat den Antrag auf Eintragung in die Denkmalliste bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Oberhausen gestellt. Für Eintragungen von Denkmälern sind gemäß Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen die Kommunen zuständig. Erst nach Eintragung in die kommunale Denkmalliste wird ein Objekt auch formal zum Denkmal.
Das Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen sieht darüber hinaus ein zweistufiges Verfahren vor, nach dem die Eintragung eines Denkmals nach rein fachlichen Kriterien zu erfolgen hat. Fragen der Nutzung und Erhaltung werden auf dieser Grundlage in der zweiten Stufe behandelt.