Hagen (lwl/aw). Ein ungewöhnliches Projekt beschäftigt das Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Hagen schon seit längerem: Die Translozierung, also die Umsetzung, der Windmühle an einen besseren Platz. Die Windmühle, eine Galerie-Holländer Windmühle, war das erste Bauwerk, das nach der Museumsgründung 1965 als neue Landmarke für das Freilichtmuseum in Hagen errichtet wurde.
Die Windmühle stand bisher nicht innerhalb des LWL-Freilichtmuseums, sondern auf einem Hügel vor dem Museumseingang. Was beim Aufbau der Windmühle als bautechnisch geeignet zum Erhalt der Mühle galt, hat sich inzwischen als problematisch herausgestellt. Vor einigen Jahren zeigte sich, dass umfangreiche Sanierungsmaßnahmen am Sockel und an der Holzkonstruktion der Windmühle nötig sein würden.
"Wir wollen die notwendige Sanierung nutzen, um der Mühle nicht nur ein Facelifting zu geben, sondern sie bekommt auch einen spektakulären Platz am oberen Ende des Museums", so LWL-Direktor Matthias Löb. "Sie wird also in doppelter Hinsicht zu einem echten Höhepunkt des Museumsbesuchs. Oder in der Mühlensprache: Sie wird künftig deutlich "mehr Wind" machen." Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz sagte: "Ich freue mich, dass im Hagener LWL-Freilichtmuseum so viel Neues entsteht."
In der Nähe vom Haus Letmathe, dem ehemaligen Restaurant, wird die Mühle von einem niederländischen Mühlenbaubetrieb restauriert und wiederaufgebaut. Das geschieht im Laufe des Sommers. Das Richtfest ist für August geplant. Unterdessen können die Besucher:innnen die Baufortschritte des seltenen Mühlenaufbaus beobachten. "Zum Saisonbeginn 2022 sollen sich die Flügel der Mühlen wieder in voller Pracht über dem Museum drehen", so Löb.
In das neue Fundament der Windmühle wurde die traditionelle "Zeitkapsel" für die Nachwelt eingemauert. Diese Zeitkapsel ist gefüllt mit einer Tageszeitung, einem Ausdruck des Baubeschlusses, Fotos vom alten und vom neuem Standort, eine Luftbildaufnahme des Museums mit Markierungen des alten wie des neuen Standortes, einigen Architekturzeichnungen und Bauplänen und der 2021er Jahresmedaille des LWL-Freilichtmuseums Hagen mit Windmühlenmotiv.
Für ein technikhistorisches Museum wie das LWL-Freilichtmuseum Hagen hat eine Windmühle noch größere Bedeutung als für andere Freilichtmuseen. Sie ist ein Beleg für vorindustrielle, ingenieurwissenschaftliche Technik und ein wichtiges Beispiel für regenerative Energien in der Technik-Geschichte. Die Windmühle steht als einziges Exponat des Freilichtmuseums für diese historisch wichtige Form der vorindustriellen Energiegewinnung durch Windkraft. Sie ergänzt die anderen im LWL-Freilichtmuseum Hagen präsentierten Energiequellen wie Wasser- und Dampfkraft.
Geschichte der Windmühle
Ursprüngliche Herkunft + Baujahr:
Minden-Lübbecke, ca. 1850
Erster Aufbau im Freilichtmuseum: 1965
Translozierung 2021: Abbau im Frühjahr, Restaurierung in den Niederlanden, Wiederaufbau im Sommer 2021 am neuen Standort, Richtfest im August, Fertigstellung und Inneneinrichtung zum Saisonstart 2022.
Alle Bauabschnitte des Projektes werden dank der finanziellen Unterstützung des Fördervereins des Freilichtmuseums filmisch dokumentiert.