Gütersloh/Bochum (aw). Während der Rückbau der Gütersloher Unternehmensgruppe Hagedorn auf dem Areal des ehemaligen Kraftwerks Knepper in Castrop-Rauxel läuft, hat der Abbruchspezialist ein weiteres Kraftwerksareal, diesmal vom Kraftwerksbetreiber RWE gekauft. Das 90.000 Quadratmeter große, innerstädtisch gelegene, ausgediente Bestandsfläche mit guter Verkehrsanbindung zur A448 soll unter der Federführung der Hagedorn Revital GmbH für die Neunutzung aufbereitet werden.
"Wir haben mit Hagedorn einen erfahrenen Investor gefunden, der das Vermarktungspotenzial der Fläche im Bochumer Süden erkannt hat und die Fläche nun zügig entwickelt", sagt Jan-Frederik Walter, bei RWE Power in der Abteilung Liegenschaftsprojekte verantwortlich für den Standort Bochum. Die künfitge Nachnutzung des Areals möchte Hagedorn in Abstimmung und in engem Austausch mit der Stadt Bochum aufsetzen. dabei wird jedoch nicht die ganze Fläche entwickelt, denn über ein 1.900 Quadratmeter großes Teilstück des Areals verhandelt RWE derzeit noch mit den Stadtwerken Bochum, die darauf eine Wärmeübergabestation errichten wollen.
"Ausgediente Industrieareale zu revitalisieren ist unser Kerngeschäft. Im Bereich Kraftwerksrückbau haben wir RWE als einen sehr fairen Partner kennengelernt. Der bereits angenehme Austausch mit der Stadt Bochum lässt uns mit großer Zuversicht auf ein erfolgreiches Projekt der Baureifmachung blicken", sagt Rick Mädel, Geschäftsführer der Hagedorn Revital GmbH.
Heizkraftwerk Bochum
Das Kraftwerk wurde ursprünglich 1905 zur Versorgung der Zeche Prinz Regent errichtet. Zwischen 1941 und 1949 entstand ein neues Kesselhaus mit fünf Hochdruckkesseln. Ab 1951 wurde von dem Zechenkraftwerk auch Wärme in das Bochumer Fernheizungsnetz geliefert. Nach der Stilllegung des Zechenbetriebs auf Prinz Regent 1960 wurde die Kohle von der Zeche Friedrich der Große über den Gleisanschluss vom Bahnhof Bochum Nord angeliefert. Die Anlage wurde 1961/62 im Zuge der Ansiedelung des Opel Werk I aus dem Besitz der Gelsenkirchener Bergwerks-AG von den Stadtwerken Bochum an die damalige VEW AG übergeben und durch die Erweiterung um zwei weitere kohlebefeuerte Kessel modernisiert.
Neben der Strom- und Fernwärmeerzeugung und wurde ab 1962 auch Prozessdampf an Opel geliefert. Ab 1969 wurde auch die Ruhr-Universität Bochum sowie der Bochumer Stadtteil Hustadt mit Fernwärme versorgt. Der RWE-Konzern übernahm die Anlage 1961 von der VEW AG und modernisierte diese umfassend. Die kohlebefeuerten Kessel wurden fünf Jahre später stillgelegt. Überwacht wurde das Kraftwerk, welches 2003/2004 um eine Turbine ergänzt und die komplette Leittechnik erneuerte, von der zentralen Leitwarte am Standort Dortmund. Bis zur Stilllegung arbeitete das Heizkraftwerk nach dem energiesparenden Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung, belieferte Kunden mit jährlich rund 250 Tausend Megawattstunden (MWh) Fernwärme aus Erdgas und erzeugte bis zu 50 Tausend MWh Strom.
2015 fiel die Adam Opel AG als industrieller Dampfkunde weg, andere Abnehmer bauten eine eigene Wärmeversorgung auf. 2018 erfolgte die Stilllegung des Kraftwerks.