Türnich (pm/aw). Für die weiteren Instandsetzungsarbeiten der Terrasse an der Südecke von Schloss Türnich hatte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) gerade Unterstützung zugesagt, als Hochwasserschäden zusätzliche Ausschachtungsarbeiten erforderlich machten. Hier konnte die DSD mit einer schnellen Hochwasserhilfe einspringen. Bei den Ausschachtungen wurden dann archäologische Funde, insbesondere Gebrauchskeramik, gemacht. Die Freude über die neuen Quellen zur Baugeschichte des Schlossen ging erneut einher mit der Sorge über die damit verbundenen Kosten. Nun gibt es von der privaten Denkmalschutz-Stiftung einem weiteren Fördervertrag: zusätzliche 95.000 Euro stehen für den erhöhen Aufwand bei der Sicherung der Terrasse und insbesondere für die bodenarchäologischen Arbeiten zur Verfügung.
Der Terrassenbau gehört als zentraler Baustein zum Haupthaus. Durch die nachlassende Steinfestigkeit und das großflächig ausgebrochenes Mauerwerk war die Terrasse akut bedroht. Starke Rissbildung im Außenmauerwerk, beschädigte Pfeiler, Stürze und Unterzüge im Keller des Unterbaus müssen zwingend behoben werden.
An der Stelle eines Vorgängerbaues errichteten die Herren von Rolshausen 1757 bis 1766 ein stattliches Herrenhaus. Den zweigeschossigen Bau und den vorgelagerten Wirtschaftshof auf hufeisenförmigem Grundriss umgeben ein doppeltes Grabensystem und ein großer Park. Der Rechteckbau des aus verputztem Backstein erbauten Schlosses erhebt sich auf einem hohen Sockel mit Rustikaquaderung aus rotem Sandstein. Sandsteinlisenen und -fenstergewände gliedern die Fassaden. An der Eingangsfront befindet sich das Vestibül und an der Rückfront der Gartensaal, die beide als dreiseitiger, dreigeschossiger Mittelrisalit ausgebildet sind. Mansarddächer decken den Bau. Das Schloss entstand vermutlich nach Entwürfen des französischen Baumeisters Michael Leveilly. 1850 ließ der neue Besitzer, Graf Karl Eugen von Hoensbroech, das Schloss im Stil des sogennanten Zweiten Rokokos dekorieren.
Der dreiflügelige Wirtschaftshof besteht aus zwei eingeschossigen Trakten und dem zweigeschossigen Renteigebäude. 1896 plante Krings das neue Torhaus mit rundbogiger Durchfahrt, seitlichem Pavillon und einer bekrönenden Schweifhaube.
Um 1890 wurde an der Nordostecke des Hauses eine vorgelagerte, einschiffige Kapelle nach einem Entwurf des Regierungsbaumeisters Heinrich Krings aus Köln angebaut und in ihrer Dachgestaltung dem Haupthaus angepasst . Die der heiligen Elisabeth von Thüringen geweihte Kapelle zeigt einen prächtig mit Marmor, Mosaiken und Malereien im Stil der Nazarener gestalteten Innenraum, den kreuzgratige Gewölbefelder überspannen.