Industrieschornstein der ehemaligen Jutespinnerei wird saniert

Rechts im Bild: Industrieschornstein der ehemaligen Jutespinnerei. Foto: Sir James/CC BY-SA 4.0

Bonn (pm/aw). Im Rahmen einer umfangreichen und denkmalgerechten Instandsetzung der Gebäude der ehemaligen Jutespinnerei und –weberei Beuel, in der heute die Theaterwerkstätten sowie das Pantheon-Theater untergebracht sind, wird diesen Sommer der Schornstein des ehemaligen Kesselhauses denkmalgerecht instandgesetzt. Derzeit steht besondere Maßarbeit an: die innere, abgependelte Stützkonstruktion wird mit einem mobilen Kran in den schmalen Schaft des Kamins hinabgelassen. Jedes der zehn Betonfertigteile wiegt mehr als vier Tonnen. Im Inneren des Kamins werden die Teile auf dem an Flachstahlbändern abgehängten Lagerboden aufeinandergesetzt. Im Rahmen eines Pressetermins am Mittwoch, 15. September 2021, informierten Tom Jacobs vom entsprechenden SGB-Projektteam Theater sowie Constanze Falke von der Beratung Denkmalschutz beim SGB über die Arbeiten.

Die Baustelle am Schornstein der ehemaligen Jutespinnerei Beuel. Die je vier Tonnen schweren Betonteile, die den Schlot von innen stabilisieren, werden abgeladen. Foto: Sascha Engst/Bundesstadt Bonn

Der Mauerwerkschornstein datiert aus der Gründung der Jutespinnerei in den Jahren 1867/1868. Die Fabrikanlagen wurden in den 1980er Jahren stillgelegt und werden seitdem zu kulturellen Zwecken durch die Stadt Bonn genutzt. Seitdem wurde der Schornstein nicht weiter als Schlot betrieben. In dem ehemaligen Kesselhaus sind heute die Werkstätten für Masken, Plastiken und Dekorationen untergebracht.

Der achteckige Schornstein besteht aus vier konisch zulaufenden Trommeln unterschiedlicher Mauerstärke und ist rund 50 Meter hoch. Der untere Querschnitt misst 4,20 Meter, der obere Querschnitt an der Mündung 2,40 Meter. Im oberen Bereich ab zirka 37,5 Meter ist der Schornstein so stark geschädigt, dass das Mauerwerk dort komplett abgebaut und neu aufgemauert werden muss. Zusätzlich muss der Schornstein statisch ertüchtigt werden.

Die Sanierung des Schornsteins und die statische Ertüchtigung wurden durch das Architekturbüro Saul gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Breddermann und Partner geplant. Die Ausführung erfolgt zurzeit durch die Bonner Fachfirma für Schornsteinbau Willems und Schüller.

Aktuell ist der Schornstein eingerüstet, und die Abnahme der Mauerwerksziegel im oberen Bereich hat bereits begonnen. Hierbei werden wiederverwendbare Steine insbesondere für notwendige Reparaturen im unteren Bereich des Schornsteins und soweit möglich für die spätere Wiederaufmauerung gelagert. Der obere Kopf des Schornsteins wird mit neuen Ziegeln in den Originalfarben aufgemauert. Aufgrund der fehlenden Schmutzablagerungen im oberen, neuen Bereich wird sich dieser in den kommenden Jahren heller darstellen. Gleichzeitig wird so eine klare Ablesbarkeit von alt zu neu erzeugt.

Zur statischen Stabilisierung wird nun am Übergang von Trommel 3 zu Trommel 4 auf ca. 37,50 Metern Höhe über Grund einen Lagerring aus Stahl eingebracht, der mit 45 Tonnen Gewicht wie ein fixiertes Pendel belastet wird. Die Gewichte sind als Betonfertigteile mit Lagesicherung berechnet worden und liegen auf der Lastsole auf, die bis etwa 2,2 Meter über die Schlotsole abgependelt ist. Die Mündung des Schornsteins wird später dann mit einer Stahldeckelkonstruktion abgedeckt. Der Deckel wird so aufgesetzt, dass die permanente Entlüftung des Schlotes gewährleistet ist. Der Untere Zugang des Schlotes am Fuß wird durch eine Stahltüre mit Lüftungsgitter zur Belüftung und als Wartungsöffnung versehen.

Die Kosten für diese Instandsetzung belaufen sich auf rund rund 900.000 Euro. Die Maßnahme wird durch das Land NRW im Rahmen des Denkmalförderprogramms mit rund 220.000 Euro unterstützt.