Coesfeld (lwl/aw). Im Stadtkern von Coesfeld haben Archäologen unter Leitung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die Grundmauern eines ehemaligen Jesuitenklosters aus dem 17. Jahrhundert entdeckt. Bislang stießen die Fachleute auf Reste der Außenmauer und Teile des Fußbodens. Das Kloster und die Kirche St. Ignatius wurden bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört und danach neu errichtet. Die im Rahmen von Straßenbauarbeiten ausgegrabenen Grundmauern sind nach Einschätzung der LWL-Experten wichtige Quellen zur Erforschung der frühneuzeitlichen Klosteranlage.
Die Bauarbeiten betreffen die Bernhard-von-Galen Straße, die genau durch die ehemalige Klosteranlage und die mittelalterliche Siedlung verläuft. "Die städtebaulichen Maßnahmen liegen im ältesten Kern von Coesfeld", erläutert Dr. Hans-Werner Peine, Leiter der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie des LWL. "Die Fundamente aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit tragen wesentlich dazu bei, die frühe Stadtentwicklung zu verstehen."
Eine Fachfirma ist daher aktuell beauftragt, die Überreste der Gebäude freizulegen und zu dokumentieren. Die Ausgräber sind auf die Außenmauern des Klosterhofes und der Klosterschule und deren Innenraum gestoßen: Hier entdeckten sie Fußböden, die mit Natursteinplatten oder Ziegelsteinen gepflastert waren. "Wir haben bereits über 700 Befunde untersucht und arbeiten unter Hochdruck", berichtet Grabungsleiterin Sarah Koppelmann.
Schwere Zerstörungen des Stadtkerns von Coesfeld führten nach dem Zweiten Weltkrieg zur Neuanlage der Bernhard-von-Galen-Straße, die nicht nur das Kloster von der zugehörigen Kirche trennte und teilweise überbaute. Die Straße führt außerdem über den Standort einstiger Bürgerhäuser, die aus dem Spätmittelalter stammen. Auch von diesen Wohnhäusern haben die Fachleute Mauerreste gefunden.
Die Jesuiten kamen im Jahr 1627 nach Coesfeld und begannen knapp 40 Jahre später mit dem Bau des Klosters. Zwischen 1673 und 1693 entstand die dazugehörige Kirche, die der geistliche Mittelpunkt der Jesuitengemeinschaft war. Nach der Auflösung des Ordens im 18. Jahrhundert wurde das Kloster zum Schloss umgebaut.
Die Bauarbeiten erfolgen im Rahmen des Projektes "UrbaneBERKEL". Hauptziel der städtischen Maßnahme ist es, den im Zentrum teils überbauten Fluss Berkel aufzuwerten und wieder zugänglicher zu gestalten. Die baubegleitenden Grabungen werden voraussichtlich noch bis zum Spätsommer 2018 andauern.