Dortmund/Castrop-Rauxel (aw). Der Rückbau auf dem Areal des ehemaligen Steinkohlekraftwerks Gustav Knepper zwischen Dortmund und Castrop-Rauxel läuft seit Monaten auf Hochtouren. Jetzt hat die Hagedorn Unternehmensgruppe, die das Kraftwerk 2017 von Uniper und dem EON-Konzern gekauft hatte, den Sprengtermin für die Landmarken bekannt gegeben. Am 17. Februar werden das 70 Meter hohe Kesselhaus, der 210 Meter hohe Schornstein und der 128 Meter hohe Kühlturm fallen und somit dann Geschichte sein. Ausführen wird die Sprengungen die Deutsche Sprengunion, ein Tochterunternehmen von Hagedorn.
Sperrbereich und Evakuierungen
Rund um die Sprengobjekte wird ein Sperrbereich von 350 bis 620 Metern errichtet. Im unmittelbaren Nahbereich werden zudem Evakuierungen stattfinden. Ferner gibt es umfangreiche Straßensperren rund um den Bereich und keine Parkmöglichkeiten in der Nähe des Geländes. Die Bürger werden gebeten, den Sperrbereich weiträumig zu umfahren und bei Interesse mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Die Evakuierung wird am Sonntagmorgen um 08:00 Uhr beginnen. Hagedorn lädt alle evakuierten Anwohner in ein eigens aufgestelltes, beheiztes Zelt zu einem ausgiebigen Frühstücksbuffet ein.
Nach Angben des Unternehmens wird gegen 11.00 Uhr zuerst das Kesselhaus gesprengt, dann folgen Schornstein und Kühlturm.
Feuer im Kesselhaus
Am 25. Januar wurde die Feuerwehr zum ehemaligen Kraftwerk gerufen. Anwohner hatten eine dunkle Rauchwolke über dem Kesselhaus sowie Feuerschein vernommen. Tatsächlich brannte eine Dehnungsfuge zwischen dem Kesselhaus des stillgelegten Kraftwerks und dem danebenliegenden Treppenhaus. Weil sich der Brandort in 35 Meter Höhe befand, musste die Feuerwehr vom Treppenhaus aus löschen. Das Feuer war bei Schweißarbeiten ausgebrochen, die für die anstehende Sprengung notwendig sind. Nach Angaben der Unternehmenssprecherin Tina Gutmann wusste man nichts von der Dehnungsfuge. Arbeiter hätten jedoch schon vor dem Eintreffen der Einsatzkräfte mit den Löscharbeiten begonnen. Verletzt wurde niemand.
Neue Nutzung geplant
Hagedorn stemmt bei diesem Projekt die gesamte Prozesskette, vom Abbruch über das Recycling, den Tiefbau und die Revitalisierung. Dies soll bis 2020 geschehen sein. Dann wird das Areal mit seinen 580.000 Quadratmetern Fläche einer neuen Nutzung zugeführt. Hier wird ein Gewerbe- und Logistikpark entstehen. Entwickeln wird die Fläche der britische Immobilienkonzern Segro. Mit diesem hat die Hagedorn Unternehmensgruppe im letzten Jahr ein Joint-Venture gegründet. Segro wird nach der Revitalisierung die Fläche käuflich erwerben, und bis dahin bereits die Entwicklung geplant haben. Darum hat die Suche nach potenziellen Unternehmen, die sich hier ansiedeln könnten, bereits begonnen. Segro plant auch, hier Immobilien zu bauen und diese zu vermieten. Mit dem Joint-Venture möchten beide Parteien verhindern, dass das Areal nach der Revitalisierung erneut brach liegt.
Kraftwerk Gustav Knepper
Mit dem Bau des Kraftwerks wurde bereits nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen, erste Anlagen gingen aber erst 1951 in Betrieb. Nach fünf Ausbaustufen startete der Betrieb von Block C 1971, mit einer Leistung von 340 MW. Erbaut wurden die ältesten Anlagen nach den Plänen des Essener Industrie-Architekten Fritz Schupp auf dem Areal der Schachtanlage Gustav der Zeche Adolf von Hansemann. Benannt wurde das Kraftwerk nach dem Bergwerksdirektor Gustav Knepper. Der Kühlturm mit einer Höhe von 128 Metern galt zur Zeit seiner Entstehung als der höchste der Welt. Betreiber des Kraftwerks war ursprünglich die Gelsenkirchener Bergwerks-AG, darauf folgte die Bochumer Bergbau AG, anschließend der Uniper-Konzern, einer Tochtergesellschaft der E.ON.
In den Jahren 1977 und 1978 wurden die fünf Kühltürme der Altblöcke abgerissen, eine Erweiterung des Kraftwerkes um einen 740-MW-Block verwarf man nach zahlreichen Diskussionen. Die Blöcke A und B mit je 64 MW wurden 1990 stillgelegt. Ende der 1990er Jahre diente das Kraftwerk nur noch als Reservekraftwerk, am 23. Dezember 2014 folgte die endgültige Stilllegung. 2017 schrieb Uniper das Areal aus und die Hagedorn Unternehmensgruppe schlug zu.