Lippetal (lwl/aw). Im Sommer 2019 stieß ein Tauch-Team bei Lippetal (Kreis Soest) auf ein mittelalterliches Bootswrack. Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) beginnen nun mit der Bergung. Gemeinsam mit Experten für Unterwasserarchäologie wollen sie so einer Zerstörung des für die Region einmaligen Fundes zuvorzukommen. Nach einer aufwendigen Restaurierung soll das Boot der Öffentlichkeit präsentiert werden. Seit knapp 900 Jahren liegt das hölzerne Bootswrack auf dem Grund der Lippe. Experten datieren das Holz auf die Mitte des 12. Jahrhunderts. "Damit ist es der älteste Fund eines aus Planken und Spanten gebauten Boots in Westfalen und für die Wissenschaft von besonderer Bedeutung", erklärt Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie. Für ganz NRW seien aus dieser Zeit kaum vergleichbare Funde bekannt, in Nebenflüssen bisher gar keine, so Baales.
Was die beiden Entdecker Luise Hauswirth und Peter Ferlemann bei ihren Kontrollen feststellen mussten, wurde auch von dem Experten für Unterwasserarchäologie Dr. Martin Mainberger und seinem Team bestätigt: Lage und Zustand des Wracks verändern sich immer weiter. Baales: "Es steht zu befürchten, dass die Reste über kurz oder lang freigespült, abgetrieben und zunehmend zerstört werden." Daher haben sich die LWL-Fachleute entschieden, diese für die Region und darüber hinaus einmaligen Bootsreste zu bergen, zu konservieren und zu restaurieren.
Eine Finanzierung des Projekts ist trotz der aktuellen Lage möglich. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: "Wegen der Corona-Pandemie wurden nicht alle bis Ende 2020 geplanten Projekte umgesetzt, so dass nun Finanzmittel vom Land NRW frei geworden sind, die eine Bergung zulassen."
Die Bergung wird voraussichtlich noch andauern. Die Hölzer werden dann nach Münster in die LWL-Restaurierungswerkstatt gebracht, wo sie in einem extra angefertigten Wasserbad bis zu ihrer Konservierung zunächst zwischengelagert werden. "Der gesamte Prozess der Konservierung ist sehr aufwendig und wird einige Jahre in Anspruch nehmen", erklärt Sebastian Pechtold, Leiter der Restaurierung der LWL-Archäologie. "Denn bei gut erhaltenem Eichenholz wie in diesem Fall braucht der Konservierungsstoff lange, bis er überall in das Holz eingedrungen ist." Erst dann werde dieser besondere archäologische "Schatz" der Öffentlichkeit präsentiert werden.