Iserlohn (aw). Die Stadt Iserlohn erhält eine Denkmaldokumentation: Dr. Holger Mertens, Chefdenkmalpfleger des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), und Stadtbaurat Thorsten Grote, Leiter des städtischen Ressorts Planen, Bauen, Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Iserlohn, haben jetzt den Startschuss für das Buchprojekt gegeben. In den kommenden zwei Jahren wird dafür der Kunsthistoriker Dr. Jörg Niemer den gesamten Denkmalbestand der Stadt sichten und bearbeiten. Konzeptioniert und fachlich betreut wird das Projekt von der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, in deren Reihe „Denkmäler in Westfalen“ die Publikation erscheinen wird.
In Iserlohn geht das Projekt zurück auf einen Beschluss des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung aus dem Jahr 2016 aufgrund eines Antrages der Fraktion Die Linke, wonach die städtische Kulturgutliste dahingehend abgearbeitet werden sollte, welche der eingetragenen Kulturgüter in den Denkmalschutz zu überführen seien. Zudem sollten weitere schützenswerte Objekte aufgespürt und eine Unterschutzstellung herbeigeführt werden. Aufgrund dieses Auftrages hat die Stadt mit Blick auf städtebauliche und denkmalrechtliche Anforderungen verschiedene Strategiekonzepte für die Abarbeitung der Kulturgutliste sowie das zukünftige Vorgehen zusammengetragen und geprüft.
In einem im Zusammenhang mit Vertretern der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen geführten Gespräch eröffnete sich die Möglichkeit, als dritte Kommune in Nordrhein-Westfalen eine Denkmaldokumentation zu bekommen. Nach einem Beschluss des Rates vom März dieses Jahres wurde eine entsprechende Vereinbarung zwischen Stadt und LWL geschlossen, sodass sich Iserlohn nun nach Warburg und Paderborn in die bundesweite Reihe „Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland“ einbringt.
„Ich freue mich sehr, dass unsere Publikationsreihe mit Iserlohn weitergeht. Iserlohn weist mit seiner langen Geschichte, darunter rund 780 Jahre als Stadt, einen bemerkenswerten Bestand an Bauten, speziell der metallverarbeitenden Industrie auf. Außerdem ist die gründerzeitliche Architektur in vielen Bereichen noch flächendeckend vorhanden", sagte Mertens. „Das bauliche Kulturerbe zu dokumentieren und zu erforschen ist eine unserer zentralen Aufgaben“.
Mit der Denkmaltopographie Iserlohn werde ein umfassender Überblick über den vielfältigen Denkmalbestand der Stadt auf aktuellstem Forschungsstand entstehen: Ein systematisches Nachschlagewerk für Heimatinteressierte und eine Planungshilfe für Gemeindevertreter, Behörden und Planungsbüros. „Die Topographie bildet für uns eine wichtige Grundlage, um das reiche baukulturelle Erbe der Stadt erhalten und für kommende Generationen erlebbar machen zu können,“ so Mertens weiter.
„Auch für die Iserlohner und vor allem für die Denkmaleigentümer wird diese reich bebilderte Publikation von großem Nutzen sein. Die Baugeschichte des jeweiligen Objekts wird mit der Umgebungs- und Siedlungsgeschichte verknüpft und somit für jeden Bürger erfahrbar. Das fördert letztendlich auch die Wertschätzung der lokalen Denkmäler“, unterstrich Stadtbaurat Thorsten Grote die Bedeutung des Buchprojektes und ergänzte: „Eine so umfassende Denkmaldokumentation leistet einen wichtigen Beitrag bei unserem Ziel, möglichst viele der erhaltenswerten historischen Gebäude in der Stadt Iserlohn zu schützen und uns bei ihrer zukünftigen Weiterentwicklung zu helfen.“
Als wissenschaftlicher Bearbeiter konnte Dr. Jörg Niemer für die Iserlohner Denkmaltopographie gewonnen werden. Der Kunsthistoriker verfügt über mehrjährige Erfahrungen in der wissenschaftlichen Buchpublikation. Bis Herbst 2021 wird er in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde und weiterer Bereiche der Stadtverwaltung Iserlohn das Projekt bearbeiten. In den nächsten Monaten wird Dr. Niemer die Denkmäler besuchen, zu denen nicht nur innerstädtische Gebäude, sondern auch technische Kulturdenkmäler und ländliche Hofanlagen zählen. Er freut sich, wenn Eigentümer und Bewohner ihm nach Voranmeldung Einlass gewähren und ihn mit Informationen versorgen, die über die Bauakteneinsicht hinausgehen. „Die Denkmäler persönlich in Augenschein zu nehmen, ist für die erfolgreiche Arbeit an der Denkmaltopographie eine wichtige Voraussetzung", erklärte der Autor. „Ich rechne mit vielen neuen Erkenntnissen zur Bau- und Stadtgeschichte.“
Hintergrund
Die Reihe "Denkmäler in Westfalen" hat das Ziel, alle Denkmäler eines Kreises oder einer kreisfreien Stadt flächendeckend, vollständig und kompakt darzustellen. In einer reich bebilderten Einleitung, einem alphabetisch nach Straßennamen geordneten Katalogteil und einem abschließenden farbigen Kartenteil werden alle Bau- und Kunstdenkmäler wie auch Denkmalbereiche dokumentiert. Die Publikation bildet einen Beitrag Westfalen-Lippes zur bundesweiten Reihe "Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland". Die Reihe dokumentiert seit den frühen 1980er Jahren in bisher fast 200 Bänden das bauliche Erbe der Bundesländer.