Neue Untertage-Erlebniswelt auf Zeche Zollern eröffnet

An Experimentierstationen können Besucher die Wirkung verschiedener Kräfte ausprobieren. Foto: LWL/Gehrmann

Dortmund (aw). Die Schächte der Zeche Zollern in Dortmund sind längst verfüllt. Trotzdem können Besucher des LWL-Industriemuseums die Welt unter Tage jetzt hautnah erleben. In einem ausgebauten Streckenabschnitt auf dem Zechenplatz erfahren Gäste bei Führungen, was es bedeutet, tief unter der Erde den Kräften der Natur zu trotzen. Experimentierstationen, Sounds, Gerüche, Dunkelheit und audiovisuelle Projektionen vermitteln authentische Eindrücke von der Arbeitswelt der Bergleute. Jetzt hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das erste Teilstück des "Montaniums", so der Name der neuen Untertagewelt auf Zeche Zollern, eröffnet.

"Unser neues Angebot zeigt, dass Museum viel mehr kann, als Objekte in Vitrinen zu präsentieren. Das Montanium ist ein Ort, der die Besucherinnen und Besucher mit Hilfe moderner Technik in eine fremde Welt eintauchen lässt und alle Sinne anspricht. So wird der Besuch zum Erlebnis", sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. "Wenn wir Industriekultur für junge Menschen attraktiv machen wollen, brauchen wir genau solche Angebote."

Auch Bärbel Bergerhoff-Wodopia vom Vorstand der RAG-Stiftung, die das Projekt finanziell unterstützt hat, zeigte sich begeistert: "Das Montanium ist vor allem ein Bildungsort für junge Menschen. Dort können sie nicht nur in die Geschichte des Bergbaus eintauchen, vielmehr können Kinder und Jugendliche hier die Faszination erleben, die von Naturwissenschaft und Technik ausgeht. Das entspricht ganz dem Ansatz der Förderprojekte der RAG-Stiftung."

An verschiedenen Experimentier-Stationen geht es um physikalische Phänomene und die Kräfte, die unter Tage wirken. Überall können Besucher Hand anlegen und zum Beispiel erforschen, welches Material mehr Druck aushält, Stahl oder Holz. Ein anderes Experiment zeigt, wie man mit wenig eigenem Kraftansatz große Gewichte stemmen kann.

Das Interieur der 40 Meter langen Erlebnisstrecke stammt aus dem ehemaligen Lehrbergwerk der Zeche Westerholt. Stück für Stück hat das LWL-Industriemuseum Maschinen und Werkzeuge aus Herten nach Dortmund gebracht, in vielen hundert Arbeitsstunden restauriert und in die Strecke eingebaut. "Die Werkstätten des Industriemuseums haben bei der Dokumentation, Restaurierung und Aufbereitung der Objekte für die neue Erlebnisstrecke hier auf Zeche Zollern Großartiges geleistet. Das bergbauliche Erbe hat so eine neue Bestimmung erfahren", lobte Dieter Gebhard, Vorsitzender LWL-Landschaftsversammlung das Projekt.

Zu den größten Exponaten zählen funktionstüchtige Hydraulik-Schilde zum Abstützen des Deckengewölbes, des sogenannten "Hangenden", beim Abbau. Einige sind fest im "Gebirge" eingebaut. Besucher können darunter krabbeln, während ein Hobel als Lichtprojektion am imaginären Kohleflöz entlangfährt. Begleitet wird das Szenario von lauten Geräuschen, die bei diesem Vorgang entstehen, und dem abschließenden Krachen durch das Einstürzen des Gebirges hinter dem Schild. "Für einen möglichst authentischen Eindruck haben wir Original-Sounds unter Tage aufgenommen und mit moderner Technik hier eingespielt", erklärt Museumsleiterin Dr. Anne Kugler-Mühlhofer.

Dem jetzt eröffneten ersten Teil des "Montaniums" sollen in den kommenden zwei Jahren weitere folgen. Geplant ist ein Werkstatt-Bereich, in dem Besucher selbst Hand anlegen und Reparaturen ausführen können. Ein weiterer Streckenabschnitt soll speziell der Infrastruktur unter Tage gewidmet sein. Dort werden Besucher unter anderem eine Fahrt mit der Grubenbahn unter Tage nacherleben können. Alle Bereiche sind ebenerdig und barrierefrei zu erreichen.

Einzelbesucher können das "Montanium" im Rahmen offener, einstündiger Führungen täglich um 13 und 16 Uhr besuchen (Eintritt plus 2 Euro). Einstündige Gruppenführungen können frei vereinbart werden und kosten 40 Euro; zusätzlich sind pro Person der Museumseintritt und 2 Euro für den Besuch des Montaniums zu zahlen. Für Schulklassen gibt es ein eigenes Programm (zwei Stunden, 45 Euro, Eintritt frei). Der Besuch ist geeignet für Kinder ab sechs Jahren.