Wilnsdorf (aw). Fall auf Knall: Mit der Sprengung der rund 70 Meter hohen und 485 Meter langen A45-Talbrücke Rinsdorf Geschichte geschrieben. und Platz für die Erstellung des neuen Überbaus („Zweite Hälfte“) in Fahrtrichtung Frankfurt geschaffen. Nach Angaben der Autobahn GmbH ist in Deutschland nie zuvor eine so hohe Autobahnbrücke gesprengt worden. Für die Sprengung wurden zuvor 1850 Löcher in die Brücke gebohrt. Darin wurden 120 Kilogramm Sprengstoff platziert. Pünktlich um 11 Uhr erfolgte die Sprengung durch Sprengmeister Michael Schneider.
Bereits in den frühen Morgenstunden war das Lampenfieber beim Sprengteam und den Mitarbeitern der Autobahn Westfalen deutlich spürbar. Minutiös wurde dieser Tag geplant – seit mehr als einem halben Jahr laufen die Vorbereitungen. Nichts wird dem Zufall überlassen: Drei Stunden vor dem eigentlichen Sprengtermin beziehen die 59 Absperrposten ihre Positionen, um den Sperrbereich rund um die Talbrücke abzuschotten. Eine Stunde vorher wird die A45 in beiden Fahrtrichtungen voll gesperrt. Alles läuft nach Plan. Um Punkt 11 heißt es dann „Drei, zwei, eins – Zündung“ – und nur vier Sekunden später stürzt das Bestandsbauwerk in die Tiefe. Das fertige neue Teilbauwerk, über das bereits seit einigen Wochen der Verkehr uneingeschränkt fließt, rückt nun ins Blickfeld.
Die Bauwerksprüfer gaben nach weiteren vier Stunden grünes Licht: Am neuen Brückenteilbauwerk wurde kein Schaden festgestellt. Die A45 wurde um 15.30 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben. Seit Dezember 2011 war die Brücke Rinsdorf für Fahrzeuge über 44 Tonnen gesperrt. Für Lkw wurde ein Mindestabstand von 50 Metern auf der Brücke vorgeschrieben sowie ein Überholverbot eingerichtet.
„Die gelungene Sprengung ist ein wichtiger Schritt für den Neubau in Rinsdorf. Die lange Vorbereitung auf diesen Tag zeigt, welchen komplexen Aufgaben sich das Team der Autobahn Westfalen an der Sauerlandlinie beim Neubau der Talbrücken stellen muss“, sagt die Direktorin der Autobahn Westfalen, Elfriede Sauerwein-Braksiek im Beisein von Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr. Besonders, wenn es sich um einteilige Talbrücken wie der in Rinsdorf handelt. „Eine besondere Herausforderung für den Brückenneubau – schließlich muss der Verkehr weiter rollen“, so Sauerwein-Braksiek. Und genau deshalb wurde das erste Teilbauwerk neben dem Bestandbauwerk errichtet. Allerdings stehen die Pfeiler noch nicht an ihrem endgültigen Platz. Erst wenn die zweite Brückenhälfte fertiggestellt ist, rücken beide Brückenteile zusammen. „Dabei verschieben wir die Talbrücke samt Pfeilern und Fundamenten – erneut eine Premiere in Deutschland. Das für dieses Projekt konzipierte Bauverfahren in dieser Größenordnung hat Pilotcharakter“, ist Sauerwein-Braksiek sicher.
Luksic: „Ich möchte mich bei allen Beteiligten für die professionelle Vorbereitung und Umsetzung bedanken. Das war unter den besonderen Umständen der Pandemie eine außergewöhnliche Herausforderung. Umso mehr freut es mich, dass alles reibungslos geklappt hat. Es war etwas Besonderes, eine solche technisch anspruchsvolle Sprengung zu erleben. Das ist ein wichtiges Signal zur Beschleunigung der Straßenbaumaßnahmen, gerade in Nordrhein-Westfalen gibt es viel zu tun. Schwerpunkt sind für uns Erhalt und Sanierung, hier wird der Bund in diesem Jahr 4,5 Milliarden Euro investieren." Auch der Vorsitzende der Geschäftsführung der Autobahn GmbH, Stephan Krenz, stellt die Brücken an diesem Tag in den Fokus: „Die Autobahn GmbH treibt mit oberster Priorität die Erhaltung, Sanierung und Erneuerung der Autobahnbrücken im gesamten Netz voran. Wir krempeln die Ärmel hoch und packen an. Die Autobahn GmbH hat bereits eine Taskforce eingesetzt. Sie ermöglicht es, die Brücken in ganz Deutschland systematisch zu erneuern.“
DEr WDR übertrug die Sprengung aus verschiedenen Blickwinkeln in einer "Lokalzeit extra". Eine Kameradrohne lieferte Live-Bilder aus der Luft.