Köln (pm/aw). Der aufwendige Rückbau der Deutsche Welle Türme ist abgeschlossen. Damit hat die Projektgesellschaft, DWK Die Welle Köln, ein Joint Venture von Bauwens und Die Wohnkompanie NRW, die Basis für die Quartiersentwicklung „Die Welle Köln“ zu einem attraktiven Wohnviertel auf dem 55.700 m² großen Areal geschaffen. Die Asbestsanierung und der Rückbau war das größte Projekt Europas dieser Art und kam über den gesamten Zeitraum von 2015 bis 2021 ohne schwere Unfälle, mit nur geringen Staubemissionen und kaum Nachbarbeschwerden aus. Darüber hinaus konnte über ein kontinuierliches Emissions-Monitoring durch externe und interne Kontrollorgane dokumentiert werden, dass keine Asbestschadstoff-Emissionen in die Umwelt ausgetreten sind.
In den siebziger Jahren entstanden auf dem Gelände am Raderberggürtel in Köln die Deutschen Rundfunkanstalten. Zunächst wurde das Deutschlandradio und danach die Deutsche Welle fertiggestellt und die Gebäude wurden zwischen 1977 und 1979 in Betrieb genommen. Aufgrund der hohen Asbestbelastung wurde das Gebäude Deutsche Welle im Jahre 2003 dauerhaft geräumt. Der Komplex Deutsche Welle bestand aus einem Aufzugsturm (Höhe 140m), einem Büroturm (Höhe 120m) und einem Studioturm (Höhe 90m) inklusive drei Basisgeschossen für Schulungen, Technik, Tiefgarage, Kantine und Konferenzräumen und umfasste somit ein Gesamtvolumen von 360.000 m³.
Vor Beginn der Rückbauarbeiten mussten alle Schadstoffe ausgebaut und entsorgt werden. Anschließend erfolgten die Reinigung und Freimessung, wobei der Arbeitsbereich (Schwarzbereich) in Unterdruck gesetzt und luftdicht verschlossen wurde. Die Zugänglichkeit für Personal und Material des Schwarzbereiches erfolgte über Schleusen. Das ausgebaute Asbest wurde für den Zwischentransport in Fässer gefüllt und anschließend mit einer Zementsuspension gebunden. Diese „Betonblöcke“ wurden auf einer Deponie entsorgt. Für die nachhaltige Verwertung der wiederverwendbaren Rohstoffe wurde ebenfalls gesorgt, indem z.B. 20.000 Tonnen Stahlträger gesäubert und lackiert zur Weiterverwendung dem Wertstoffkreislauf zurückgeführt wurden.
In den Türmen herrschte eine sehr hohe Schadstoffbelastung, die sich hauptsächlich aus Asbest in allen Variationen, davon jeweils ca. 25.000 m³ schwachgebundener Spritzasbest als Trägerummantelung sowie KMF (Künstliche Mineralfaserplatten) in Fassaden, Decken und Wänden. Insgesamt wurde damit ein Volumen von über 50.000m³ Asbest ausgebaut, was einem Fassungsvermögen von 16 olympischen Schwimmbecken (Länge 50m, Breite 25m, Tiefe 2,5m) gleichkommt.
Der Abbruch der Basisgeschosse erfolgte mit Hilfe von Baggern, die mit hydraulischen Greifzangen den Beton erschütterungsfrei gebrochen haben. Zur Vermeidung von Erschütterungen und Schwingungsübertragungen zum Nachbarn Deutschlandradio wurde das Gebäude auf der gesamten Länge getrennt. Im Grenzbereich zum Deutschlandradio diente eine Wand aus Seecontainern als Sicht- und Lärmschutz während des Rückbaues, sodass das Deutschlandradio durchgehend weitersenden konnte.
Die entkernten und gereinigten Türme sollten ursprünglich gesprengt werden. Aufgrund von Asbestresten zwischen Unterzug und Decke, die erst im ausgebauten Zustand entfernt werden konnten, wurde schlussendlich auf eine Sprengung verzichtet. Es folgte deshalb ein konventioneller Abbruch durch Sägen und Brechen des Betons. Hierbei kamen Raupenkräne mit einer Tragkraft von über 20 t und einer Hubhöhe von 160 m zum Einsatz.
Der Rückbau der Türme wurde mit Hilfe von Raupenkränen durchgeführt. Zum Arbeits- und Lärmschutz wurde ein Klettergerüst vorgehalten. Dieses wurde unten an die Fassade montiert und kletterte hydraulisch geschossweise nach oben. Mit dem Rückbau wurde das Gerüst wieder geschossweise nach unten geführt. Nach Rückbau der Türme erfolgte der Abbruch der Restflächen im Grenzbereich. Hierzu mussten vorher dauerhafte Aussteifungswände aus Beton im Bereich der Grenzachse erstellt werden.
Nach dem vollendeten Rückbau erfolgt jetzt die Verfüllung als Gründungsebene für die neue Bebauung des Quartiers „Die Welle Köln“. Mit der Quartiersentwicklung entsteht ein attraktives Wohnviertel mit 5- bis 7-geschossigen Gebäuden und rund 700 Wohnungen. Während der Raderberggürtel durch eine neue Bebauung gefasst wird, sieht das Konzept im Innenbereich mehrere begrünte Innenhöfe, einen Wohn- und Erschließungshof sowie eine Kita mit zirka 1.500 m² Geschossfläche vor. Mit dem Satzungsbeschluss für das B-Plan-Verfahren ist Ende 2021 zu rechnen, der Baubeginn ist voraussichtlich im Januar 2023.