Hemer (aw). Ende April 2019 startete im Auftrag des AAV - Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung der Rückbau der ehemaligen Betriebsgebäude auf dem Gelände der ehemaligen Drahtseilwerke Adolf vom Braucke und der Firma Nadler in Hemer-Ihmerterbach. Das Projekt wird vom AAV als Maßnahmenträger in enger Kooperation mit der Stadt Hemer und dem Märkischen Kreis durchgeführt. „Im Namen der Stadt Hemer möchte ich mich bei allen Beteiligten vom AAV und dem Märkischen Kreis für die gute Zusammenarbeit recht herzlich bedanken. Ebenso bei den eigenen Verwaltungsmitarbeitern, die dieses aufwändige Projekt mit großem Engagement vorangetrieben haben. Nicht nur die Ihmerter, sondern auch Politik und Stadt können sich darüber freuen, dass diese einsturzgefährdete Industrieruine in einem Jahr von der Bildfläche verschwunden sein wird“, so Bürgermeister Michael Heilmann beim offiziellen Startschuss des Abrisses.
Die Betriebsgebäude des ehemaligen Drahtseilwerkes Adolf vom Braucke und der ehemaligen Firma Nadler befinden sich weitestgehend in einem abbruchreifen Zustand. Mehrere Gebäudebereiche dürfen bereits wegen akuter Einsturzgefahr nicht betreten werden und der Verfall schreitet durch Witterungseinflüsse sowie sich ausdehnenden Pflanzenbewuchs rasch fort. Vor diesem Hintergrund erfolgt zunächst der Rückbau der ehemaligen Betriebsgebäude bevor im Anschluss daran die zur Vorbereitung der Sanierung erforderliche Sanierungsuntersuchung und -planung durchgeführt werden können.
Die Rückbauarbeiten auf dem Gelände werden fachgutachterlich und landschaftsökologisch begleitet und erfolgen unter Einhaltung strenger Auflagen zum Arbeits-, Anwohner- und Naturschutz. Sie sollen im Frühjahr 2020 abgeschlossen sein. Die Kosten in Höhe von geschätzt drei Mio. Euro für den Rückbau werden im Verhältnis 80 % vom AAV und 20 % von der Stadt Hemer getragen.
Firmen Adolf vom Braucke und Nadler
Auf der rund 2,1 ha großen Teilfläche östlich des Sülbergweges siedelte sich um das Jahr 1890 die Firma Adolf vom Braucke (AvB) an und errichtete dort in den Folgejahren eine Eisendraht- und Stahlzieherei. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das bei Bombenangriffen stark beschädigte Werk wiederaufgebaut. Im Jahr 1972 übernahm die Schmerbeck & Kuhlmann-Gruppe das Werk und stellte am Standort Drähte aus Eisen und Stahl, Feder-, Seil-, Kabel-, Heft- und Flachdrähte sowie Litzen und Seile aus Eisen- und Stahldraht her. 1990 ging das Unternehmen in das Eigentum der Saarstahl AG über, die das Werk in Ihmerterbach im Jahr 1992 stilllegte.
Die rund 1,1 ha große Teilfläche westlich des Sülbergweges wurde seit Ende des 19. Jahrhunderts zunächst von der Firma Wilhelm vom Braucke genutzt. Das Werk wurde 1937 durch den Anbau einer Drahtzieherei mit Verzinkerei erweitert. Nach Übernahme der Fläche durch die Firma Nadler im Jahr 1995 wurden bis zu deren Insolvenz im Jahr 2006 am Standort Schrauben hergestellt und gelagert. In der Folgezeit waren kurzzeitig verschiedene kleinere Unternehmen auf der Fläche angesiedelt, bevor sämtliche Betriebstätigkeiten im Jahr 2007 eingestellt wurden.
Im Wege der Zwangsversteigerung gingen beide Flächen im Jahr 2007 in das Eigentum der Stadt Hemer über. An beiden Werksstandorten hat der jahrelange Leerstand dazu geführt, dass dort Abfälle in großer Menge illegal abgelagert worden sind.
Die Zukunft des Standortes
Zur Nachnutzung äußerte sich der Baudezernent Herr Christian Schweitzer. Das gesamte Areal soll nach der Sanierung entwickelt und einer höherwertigen Nutzung zugeführt werden. Auf der östlichen Teilfläche (Altstandort AvB) soll ein naturnahes Hochwasserrückhaltebecken entstehen. Auf der westlichen Teilfläche (Altstandort Nadler) ist eine ca. 2.000 Quadratmeter große Gemeinbedarfsfläche vorgesehen. Im Zuge des Flächenrecyclings soll der teilweise unterirdisch verlaufende verrohrte Ihmerter Bach renaturiert werden.