Marl (pm/aw). In den kommenden Monaten wird die RAG Montan Immobilien den 69 Meter hohen Stahlbetonturm und einige Nebengebäude konventionell mit Großkränen und Baggern zurückbauen. Der Rückbau ist Bestandteil des Abschlussbetriebs-planverfahren (ABP) im Auftrag der RAG Aktiengesellschaft, um das Bergwerksgelände für die Nachfolgenutzung vorzubereiten. In enger Abstimmung mit der Stadt Marl wird in den kommenden Jahren auf dem über 40 Hektar großen Areal das Gewerbe- und Industriegebiet gate.ruhr entstehen. Das ABP-Verfahren läuft unter bergbehördlicher Aufsicht der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg. Die gesamten Rückbaumaßnahme des Schachtturms und seiner Nebengebäude inklusive der vorlaufenden Dekontaminations- und Gefahrenabwehrmaßnahmen wird voraussichtlich im Sommer 2023 abgeschlossen.
Die im Zuge des Rückbaus anfallenden Reststoffe werden sorgfältig nach Materialarten getrennt. Belastetes Material wird ordnungsgemäß entsorgt. Bautechnisch geeigneter und umwelttechnisch dafür zugelassener Bauschutt darf auf dem Gelände verbleiben und kann im Zuge der Revitalisierung der Fläche u.a. zur Verfüllung von Hohlräumen, Erstellung von Baustraßen oder Vorbereitung der landschaftlichen Gestaltung des Areals verwendet werden.
Der aktuelle Rückbauabschnitt umfasst im Einzelnen sechs Gebäude und Anlagen sowie die zugehörige Infrastruktur. So wird der Förderturm Schacht 7 inklusive der Schachthalle und der dortigen Skip-Entladung konventionell mit schwerem Abbruchgerät zurückgebaut. Der Turm mit einer Höhe von rund 69 Metern umfasst ca. 36.570 m³ umbauten Raum. Es handelt sich bei dem Turm um eine massive Stahlbetonskelettkonstruktion mit maschinellen Einbauten und vorhandenen Fördergefäßen für die Kohle.
Zusätzlich werden die benachbarten Umformerhalle mit einer Höhe von rd. 9 Metern und insgesamt 3.580 m³ umbautem Raum sowie die Lagerhalle mit einer Höhe von rd. 5,5 m und 5.650 m³ umbautem Raum abgerissen. Beide Gebäude sind ebenfalls Stahlskelettkonstruktionen mit Betonwänden.
Als letztes gehören zur jetzt beginnenden Rückbauphase noch zwei Grubenlüfter mit einer Höhe von max. rd. 15 m und einer Größe von ca. 1.135 m³ umbautem Raum. Außerdem werden alle Ver- und Entsorgungskanäle der Bergwerksinfrastruktur in dem betreffenden Bereich der Fläche rund um den Schachturm zurückgebaut und anschließend mit überschüssigem unbelastetem Material oder zugelassenen Dämmbaustoffen verfüllt.
Im Vorfeld der Rückbaumaßnahme liefen intensive Abstimmungen zwischen Evonik und den beteiligten Behörden aufgrund des unmittelbar angrenzenden Chemieparks. Wichtig ist dabei eine möglichst staub- und splitterarme Rückbaumethodik inkl. zugehöriger technischer Schutzmaßnahmen. Diese Maßnahmen beinhalten auch die aufwendige Demontage der Fördermaschinen und zugehörigen Anlagentechnik inklusive Deckenkran mit vorsichtigem Absenken der Teile, da ein freier Versturz mit starken Erschütterungen aufgrund der Nähe zu den chemischen Produktionsanlagen nicht zulässig ist. Diese Vorgaben wurden im Zuge der Ausschreibung berücksichtigt.
Auch das Thema möglicher Ausgasungen von Grubengas aus dem Schacht hat die RAG Montan Immobilien mit den Experten der in Essen ansässigen Deutschen Montan Technologie (DMT) abgestimmt. Inzwischen sind alle vorlaufenden sowie baubegleitend erforderlichen Maßnahmen zur Minimierung und Kontrolle entsprechender Risiken in der Rückbauplanung berücksichtigt. Die Rückbaumaßnahme wird durchgeführt durch die inzwischen beauftragte Arbeitsgemeinschaft (ARGE) der Heitkamp Umwelttechnik aus Herne und des Rückbauspezialisten Prangenberg+Zaun aus Neuss.
Die Rückbauarbeiten werden voraussichtlich über den geplanten Zeitraum von 15 Monaten wochentags zwischen 7.00 und 17.00 Uhr sowie in Ausnahmefällen samstags zwischen 7.00 und 16.00 Uhr durchgeführt. Da zu verschiedenen Zeiten in der Projektphase die Abfuhr von entsorgungspflichtigen Materialien erfolgt, ist sporadisch ein erhöhtes LKW-Aufkommen nicht auszuschließen. Dabei ist von maximal 10 bis 15 LKW-Fahrten pro Arbeitstag auszugehen. Der Baustellen-verkehr wird im Wesentlichen über die südliche Zufahrt und dann weiter über die Carl-Duisberg-Straße erfolgen.