Ehrang (pm/aw). Der ehemalige Klinikstandort Ehrang hat eine neue Zukunft. Das Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen gGmbH hat die Immobilie mit den Gebäuden – nach Durchführung eines strukturierten Bieterverfahrens – an die Quartiersmanufaktur GmbH & Co. KG („Quartiersmanufaktur“) mit Sitz in Trier verkauft. Über Details des am 01. Dezember 2022 geschlossenen notariellen Kaufvertrags haben die Parteien Vertraulichkeit vereinbart.
Die Quartiersmanufaktur ist ein Standort- und Projektentwickler, der sich auf die Nachnutzung und Konversion von großen Quartieren spezialisiert hat und viel Erfahrung in der behutsamen Umnutzung von komplexen Gebäuden mitbringt. Der Käufer plant, in den nächsten fünf Jahren den Gebäudekomplex des ehemaligen Klinikums in Ehrang zu einem Gesundheits- und Wohnstandort für Jung und Alt umzubauen.
„Wir sind überzeugt, mit der Quartiersmanufaktur einen Käufer gefunden zu haben, der mit seinem Konzept dem Anspruch einer bestmöglichen Nutzung der Immobilie im Sinne der Ehranger Bürger Rechnung trägt“, sagt der Geschäftsführer des Klinikums Mutterhaus Dr. med. Christian Sprenger. Das sei das erklärte Ziel gewesen, nachdem im Rahmen eines Runden Tisches am 24. März 2022 gemeinsam mit Vertretern des Landkreises, der Stadt Trier und Trier-Ehrang mögliche Verwendungszwecke für den ehemaligen Klinikstandort Ehrang ausgelotet worden seien, so Sprenger. Es ging primär um eine bestmögliche Lösung für die Menschen vor Ort. Von einem reinen Gesundheitsanbieter lag dem Klinikum Mutterhaus im Rahmen der Investorensuche kein Angebot vor.
Konzept sieht Etablierung eines „vertikalen Dorfs“ vor
Die Quartiersmanufaktur plant ein sogenanntes „vertikales Dorf“. In diesem sollen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen von jung bis alt ein attraktives Zuhause finden. Neben Familien, Paaren und Singles, für die bezahlbarer Wohnraum entstehen soll, ist in Kooperation mit der benachbarten Creatio-Einrichtung zudem altersgerechtes, selbstständiges Wohnen in Gemeinschaften mit entsprechenden Service- und Betreuungsleistungen angedacht. Ein wesentlicher Baustein für das Nutzungskonzept ist zudem das Thema „Inklusion“ mit Sonderwohnprojekten für Menschen mit Einschränkungen. Darüber hinaus ist die Entstehung von Räumlichkeiten für medizinische Angebote vorgesehen.
Auf einer geplanten Nutzfläche von 9.500 m2 sollen künftig etwa 100 Wohneinheiten und eine medizinische Infrastruktur mit Arztpraxen und sekundärmedizinischen Einrichtungen wie z.B. Physiotherapie, Logopädie etc. entstehen. Kommunikationszonen mit hoher Aufenthaltsqualität sowie Werkstätten als Gemeinschaftseinrichtungen runden das Konzept ab.
„Vor uns liegt ein wunderbares Projekt mit hoher sozialer Verantwortung. Als lokal ansässiges Unternehmen freuen wir uns darauf, in den voraussichtlich kommenden 5 Jahren dem ehemaligen Krankenhauskomplex neues Leben einzuhauchen. Mit unserer Arbeitsphilosophie „erhalten, sanieren, erneuern statt abreißen“ tragen wir nicht nur der über hundertjährigen Geschichte der Anlage Rechnung, sondern setzen uns für eine ressourcenschonende und nachhaltige Sanierung verbunden mit einem breiten zukunftsfähigen Angebot für die Ehranger Bevölkerung ein“, führt der Geschäftsführer der Quartiersmanufaktur Jan Eitel aus. Durch eine wertige und vielfältige Nachnutzungsstrategie soll der Standort nicht nur wiederbelebt, sondern auch positive Impulse für die umgebende Bebauung und den gesamten Stadtteil Ehrang ausgehen.
Schließung des Ehranger Klinikums nach Jahrhundertflut
Die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 hatte auch am Standort Ehrang des Klinikums Mutterhaus der Borromäerinnen verheerende Schäden angerichtet. Nachdem am 15. Juli 2021 die gesamte Klinik kurzfristig evakuiert werden musste und Patienten und Personal umgehend an die Standorte Mitte und Nord verlegt wurden, stand das Klinikum Ehrang leer und war fortan nicht mehr betreibbar. Nach gründlicher Abwägung aller Szenarien entschieden der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung des Klinikums am 3. Dezember 2021, die Klinik in Ehrang aus organisatorischen, personellen und wirtschaftlichen Gründen nicht mehr wiederzueröffnen und leiteten die Suche nach einem neuen Investor ein.