Brokdorf (aw). Das Kernkraftwerk Brokdorf (KBR) wird Ende des Jahres abgeschaltet, der Rückbau könnte frühestens 2023 starten. Werkleiter Uwe Jorden zog im Rahmen der Brokdorfer „Redezeit“ Bilanz und richtete den Blick nach vorne. Die Betreibergesellschaft des Kernkraftwerks, PreussenElektra, hatte am 01. Dezember 2017 bei der Reaktorsicherheitsbehörde den Rahmenantrag zur Stilllegung und zum Abbau des Kernkraftwerks eingereicht. In einem mehrjährigen Genehmigungsverfahren sind das Stilllegungs-, Abbau-, und Entsorgungskonzept sowie der Restbetrieb während der Stilllegung zu regeln. Hierfür musste PreussenElektra umfangreiche Dokumente, unter anderem einen Sicherheitsbericht, vorlegen. Das Vorgehen entspricht dem für die Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel.
PreussenElektra plant, auf dem Gelände des Kernkraftwerks Brokdorf ein zusätzliches Lagergebäude für schwach- und mittelradioaktive Stoffe zu betreiben. Das Gebäude soll aus einer Halle für die Transportbereitstellung, einem Verladebereich und einem sogenannten Sozialtrakt bestehen. Die finale Revision wurde im letzten Jahr durchgeführt.
Das Kernkraftwerk Brokdorf wurde 1986 erstmals durch die damaligen Eigentümer PreussenElektra und HEW in Betrieb genommen und steht seitdem für einen ausnahmslos erfolgreichen Betrieb. In Punkto Jahresstromversorgung befand es sich bisher insgesamt 21 Mal unter den zehn erzeugungsstärksten Kernkraftwerken weltweit. Davon allein 12 Mal unter den Top Drei und wurde zwei Mal Produktionsweltmeister. Die Kernkraftwerksanlage besitzt einen Druckwasserreaktor vom Hersteller KWU mit Urandioxid-Brennelementen, die in Anreicherungsgraden von 1,9, 2,5 und 3,5 Prozent eingesetzt werden. Auch Mischoxid-Brennelemente (MOX-Brennelemente), die Plutonium aus der Wiederaufarbeitung enthalten, werden verwendet. Im Reaktor des Kernkraftwerks befinden sich 193 Brennelemente mit einer Schwermetall-Masse von insgesamt 103 Tonnen. Das Kernkraftwerk Brokdorf hat eine thermische Leistung von 3.900 Megawatt und eine elektrische Nettoleistung von 1.410 MW. Es gehört zur 3. Druckwasserreaktor-Generation in Deutschland, den Vor-Konvoi-Anlagen.
Nachdem bei Revisionsarbeiten eine Oxidationsschicht in unerwarteter Stärke an den Stäben der Brennelemente entdeckt wurde, untersagte Schleswig-Holsteins früherer Umweltminister Robert Habeck (Grüne) Mitte März 2017 das Bestücken mit neuen Brennelementen und anschließende Wiederanfahren des Kraftwerks. Erst fünf Monate später gestattete die schleswig-holsteinische Atomaufsicht nach umfangreichen Untersuchungen dem Betreiber, das Kernkraftwerk mit Einschränkungen wieder hochzufahren. Der Betrieb durfte nur mit 88 Prozent seiner Leistung erfolgen, bei Senkung der mittleren Kühlmitteltemperatur wurden 95 Prozent erlaubt.
Ende 2017 beantragte der Betreiber PreussenElektra die Stilllegung und den Abriss des Meilers. Mit der Genehmigung des Abbaus wird im Jahr 2023 gerechnet. Das Rückbauverfahren wird sich voraussichtlich über 15 Jahre erstrecken und in der ersten Phase mit besonderen Herausforderungen verbunden sein, da sich dann noch Brennelemente im Reaktorgebäude befinden werden, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht genügend abgeklungen sein werden.