Kiel (pm/aw). Die Sprengung des Kesselhauses und des Schornsteins des alten Kieler Gemeinschaftskraftwerks wird aktuell neu geplant. Als möglichen Zeitpunkt für die Sprengung nannte der Geschäftsführer der Gemeinschaftskraftwerk Kiel GmbH, Martin Hein, Ende Juni oder Anfang Juli. Die neue Planung erfordere eine detaillierte Sonderplanung, um jede Gefahr auszuschließen, sagte Hein. "Das Sprengbüro wird in Zusammenarbeit mit den Behörden den notwendigen Sicherheitsbereich festlegen", sagte Hein. Auch eine kurzfristige Sperrung der Kieler Förde werde nötig sein.
Bei der Sprengung der Rauchgasentschwefelungsanlage und dem Gips-Silo des alten Gemeinschaftskraftwerks war es im April zu einem schweren Unfall gekommen. Wie die Polizei mitteilte, wurde dabei ein tellergroßes und mehrere Kilogramm schweres Metallteil gut anderthalb Kilometer durch die Luft geschleudert. Es schklug in die Fassade eines Wohnhauses in der Brodersdorfer Straße im Kieler Stadtteil Neumühlen-Dietrichsdorf ein. Verletzt wurde niemand.
Auf dem etwa 14 Hektar großen Gelände werden am Ende der Arbeiten 75.000 Tonnen Bauschutt und Abfälle abgetragen worden. Noch ist es nicht so weit, aber der Abbruch schreitet voran.
Im Frühjahr 2019 wurde das Gemeinschaftskraftwerk, welches von Uniper und den Stadtwerken Kiel gemeinsam betrieben wurde, stillgelegt und ist durch ein im November 2019 in Betrieb gegangenes Gaskraftwerk mit dem Namen Küstenkraftwerk ersetzt worden. Das Gaskraftwerk besteht aus 20 in Kraft-Wärme-Kopplung betriebenen Gasmotoren mit insgesamt 190 MW elektrischer Leistung. Zudem können 190 MW Fernwärme ausgekoppelt werden. Insgesamt ist somit ein Brennstoffausnutzungsgrad von mehr als 90 % möglich, womit die Kohlenstoffdioxid-Emissionen gegenüber dem kohlebefeuerten Gemeinschaftskraftwerk um 70 % reduziert werden können.
Durch die Bauweise kann das Kraftwerk sehr flexibel betrieben werden: Jeder der Gasmotoren ist individuell regelbar und kann binnen 5 Minuten seine Nennleistung erreichen, während das ursprüngliche Kohlekraftwerk mindestens 4 Stunden für das Hochfahren auf Nennleistung benötigte. Ergänzt wird der Kraftwerksneubau durch einen Fernwärmespeicher mit 30.000 Kubikmetern Fassungsvermögen und eine Power-to-Heat-Anlage, die durch Entkopplung von Stromerzeugung und Wärmeversorgung zusätzliche Flexibilität im Betrieb ermöglichen.