Kiel (aw). Die Thelen Industrial Demolition (TID) ist mit dem Rückbau des ausgedienten Gemeinschaftskraftwerk Kiel (GKK) gestartet. Bei einem Pressetermin am 22. November 2021 haben Wolfgang Thelen, Markus Dorgerloh und Kai Imberg nun den Startschuss für den sichtbaren Rückbau gegeben. Auf rund 14 Hektar wird das Kraftwerk in der Kieler Förde bis Herbst 2023 zurückgebaut. Bei den Arbeiten entstehen rund 75.000 Tonnen Baustoffe und Abfälle, die zu recyceln sind. Die Großbauten wie Kesselhaus, Maschinenhaus und der 126 Meter hohe Schornstein sollen gesprengt werden.
In zwei Jahren soll dann vom Kraftwerk nichts mehr übrig sein. Die Stadtwerke und der Kieler Seehafen teilen sich dann das freigewordene Grundstück. Die Stadtwerke wollen die Fläche unter anderem für den Bau einer neuen Großwärmepumpe nutzen, der Seehafen vor allem für den Ausbau des Papierumschlags.
Im Jahr 1965 entwickelten die Stadtwerke Kiel Pläne für ein neues Kraftwerk, das eine Leistung von 100 MW haben sollte. Da neue Kraftwerke nach einem Gesetz jedoch mindestens 300 MW haben sollten, kooperierten die Stadtwerke mit der Nordwestdeutschen Kraftwerke AG, die ebenfalls ein neues Kraftwerk errichten wollten. Hierfür wurde eine Betreibergesellschaft gegründet, die Gemeinschaftskraftwerk Kiel GmbH, an der die Nordwestdeutsche Kraftwerke AG mit zwei Dritteln und die Stadtwerke Kiel AG mit einem Drittel beteiligt waren. 1987 kam es zu einer Änderung der Beteiligungsverhältnisse. PreussenElektra, in der die Nordwestdeutschen Kraftwerke AG inzwischen aufgegangen war, verkaufte einen Teil ihres Anteils an die Stadtwerke Kiel, sodass beide Partner nun 50 % am Kraftwerk hielten.
Als im Jahr 2000 PreussenElektra mit der Bayernwerk AG fusionierte, ging deren Anteil auf das daraus neu gegründete Unternehmen E.ON über. 1990 wurde der Fernwärmetunnel Kiel zur anderen Seite der Kieler Förde fertiggestellt, in dem zwei Fernwärmeleitungen mit 700 mm Durchmesser verlaufen.
Das Kraftwerk hatte eine Bruttoleistung von 354 MW, die Nettoleistung betrug 323 MW. Darüber hinaus konnten bis zu 295 MWth als Fernwärme ausgekoppelt werden. Dies geschah, indem Dampf vor Durchströmen der Niederdruckturbine abgezweigt und in Wärmetauscher geleitet wurde, in denen das Heizwasser auf eine Temperatur von 130 °C erwärmt wurde. Der elektrische Wirkungsgrad des Kraftwerks lag nach mehreren Modernisierungen zuletzt bei ca. 39,5 %; der Gesamtwirkungsgrad inklusive der Fernwärmeauskopplung lag bei etwas über 50 %. Bei Volllast wurden pro Stunde ca. 110 Tonnen Steinkohle verfeuert. Der Netzanschluss erfolgte auf der Höchstspannungsebene (220 kV) in das Stromnetz der TenneT TSO, ehemals E.ON Netz GmbH.