Freital (aw). Jetzt kommt Bewegung in die Planungen zur Zukunft der ehemaligen Lederfabrik Sohre an der Poisentalstraße in Freital (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge). Sachsens Innenminister Prof. Dr. Roland Wöller übergab Freitag (26.04.) dem Oberbürgermeister der Stadt Freital, Uwe Rumberg (CDU), zwei Zuwendungsbescheide in Höhe von insgesamt 4,15 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Gemäß der Richtlinie "Nachhaltige Stadtentwicklung EFRE 2014 bis 2020" des Staatsministeriums des Innern kann damit einerseits der Abbruch der Lederfabrik ab August realisiert werden. Weiter sollen die finanziellen Mittel in die sich anschließende umfassende Begrünung des 8.000 Quadratmeter großen Areals fließen.
Durch den Abriss wird ein Areal freigelegt, das wiederum das "Mühlenviertel" an dieses entstehende Areal anbindet. Im Rahmen der Nachnutzung der Fläche sollen der Mühlgraben offengelegt und der "Mühlenpark" mit Sitzstufen und Gehölzpflanzungen uferbegleitend gestaltet werden. Mit einem möglichen Verwaltungs- und Dienstleistungsstandort könnte das Areal darüber hinaus eine nachhaltige Nutzung erfahren. „Wir haben von Anfang an für den Abriss der Lederfabrik gekämpft, um damit die unkalkulierbaren Risiken für die Stadt abzuwenden. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung durch den Freistaat“, so Freitals Oberbürgermeister Uwe Rumberg.
Bis 2020 soll das Areal beräumt, verfüllt und begrünt sein. Die Maßnahme wird jedoch nur als Durchgangsphase für eine später folgende Nachnutzung gesehen. Läuft alles nach Plan, könnte hier ein Behördenzentrum mit Wohnungen, Läden und Veranstaltungsräumen entstehen. Rund 30 Millionen Euro sollen in das Projekt investiert werden. Im geplanten Behördenzentrum sollen unter anderem verschiedene Ämter von Stadt, Kreis und Land untergebracht werden.
Lederfabrik Sohre
Die Geschichte der Lederfabrik Sohre geht bis in das Jahr 1842 zurück, 1991 wurde die Produktion hier eingestellt. Große Teile der einstigen Lederfabrik im hinteren Teil des Geländes wurden seitdem abgerissen, im Jahr 2004 öffnete ein Supermarkt auf einem Teil der revitalisierten Flächen. Die noch erhaltenen Gebäudeteile stehen unter Denkmalschutz, wurden aber nicht genutzt. Pläne vor einigen Jahren, in dem Gebäude das Finanzamt für den Landkreis einzurichten oder den neuen Sitz von Schulaufsicht und Sächsischer Bildungsagentur hierher zu verlegen, scheiterten.
2015 hatte die Stadt ein Altlastengutachten in Auftrag gegeben, dass einmal über die Zukunft der Industrieruine entscheiden und Kenntnisse aufzeigen sollte, wie aufwendig eine Sanierung wäre und welche Kosten diese mit sich bringen würde. Im selben Jahr sprach sich Rumberg gegen einen Erhalt der Fabrikruine aus. Zwei Jahre zuvor hatte die Stadt das Grundstück samt Immobilie nach einem Stadtratsbeschluss für 750.000 Euro gekauft, um Selbiges zu entwickeln. Zwei Drittel der Summe waren Fördermittel. 2018 genehmigte die Landesdirektion Sachsen den Abbruch (wir berichteten mehrfach).