Aus ehemaligem Strohzellstoffwerk wird Gewerbefläche

Foto: Hagedorn Revital GmbH

Coswig (aw). Jetzt ist es soweit. Nach vielen Jahren des Leerstands, Bränden und natürichem Verfall, wird das ehemalige Strohzellstoffwerk "Philipp Müller" an der Emil-Hermann-Nacke-Straße von der Gürtersloher Unternehmensgruppe Hagedorn abgerissen. „Wir haben das Grundstück erworben, wie es steht und liegt und es ist unser Anspruch, aus der Industriebrache mit guter Anbindung nach Dresden, die Basis für ein Projekt mit städtebaulichem Mehrwert zu schaffen“, sagt Alexander Emde, Prokurist der Hagedorn Revital GmbH. Indem die Gütersloher Unternehmensgruppe ausgediente Bestandsflächen revitalisiert und baureif macht, leistet sie einen entscheidenden Beitrag, um Neuversiegelungen von Flächen zu vermeiden und dem zunehmenden Flächenverbrauch entgegen zu wirken.

Geplant ist, auf der Fläche einen Gewerbestandort zu entwickeln. Die konkreten Pläne und der Investor werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Zunächst liefen die Rodungsarbeiten, bevor mit dem vollständigen Rückbau bestehender Gebäude und einer sorgfältige Sanierung der Flächen begonnen wird. Voraussichtlich im Juni dieses Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

„Die Stadt Coswig begrüßt die Entwicklung auf dem Gelände des ehemaligen Zellstoffwerkes. Wir sind froh, dass sich mit der Unternehmensgruppe Hagedorn ein erfahrenes Unternehmen um die Beräumung und Aufarbeitung des Gebietes kümmern wird, der Rückbau des baufälligen Gebäudes des früheren Zellstoffwerkes trägt zur optischen Aufwertung des Gewerbegebietes bei. Es wird zudem die Voraussetzung für zukünftige Nutzungen des Gebietes geschaffen, die Stadt Coswig hat mit der Erschließung des Gebietes einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet“, sagt Coswigs Oberbürgermeister Thomas Schubert.

Geschichte

Emil Nacke hatte in Kötitz, das seit 1935 zu Coswig gehört, die Strohstoff-Fabrik-Tännicht gegründet, die wahrscheinlich Ende 1884 mit der Produktion begann. Es folgte der Zusammenschluss mit den anderen Strohstoff-Fabriken. Bis 1898 war Emil Nacke als Gesellschafter in der AG. Während des Ersten Weltkrieges kam es kurzzeitig zum Produktionsstillstand. Ab 1916 wurde Holzzellstoff hergestellt. Nacke entwarf auch für seine Arbeiter die zweigeschossigen Wohnhäuser in der „Arbeiterkolonie“ in Naundorf.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden zwei Folgefirmen. Das war einerseits die 1948 nach Rheindürkheim (Westdeutschland) und deshalb in Rheinische Zellstoff AG umbenannte Aktiengesellschaft, die 1963 aufgelöst wurde, und andererseits der unter VEB Zellstoffwerk „Philipp Müller“ in Coswig produzierende Betrieb, der 1968 Teil der Vereinigten Zellstoffwerke Pirna wurde. Mit Verbot der Einleitung unbehandelter Abwässer in die Elbe vom 1. Juni 1990 endete hier die Produktion.

2011 begannen für die Brache die ersten Planungen für die Erschließung des Industrie- und Gewerbegebietes „Zellstoffwerk“ mit einer Zuwendung von rund 3,5 Mio. Euro und mehr als 4,1 Mio. Euro Folgekosten. Große Probleme machten in den Vorjahren die Entdeckungen von Altlasten aus DDR-Zeiten, wie giftiger Laugenschlamm. Der 140 Meter hohe Kamin dient heute als „Funkturm“ mit diversen Mobilfunkantennen.