Aus Trockenhaus der Brikettfabrik Witznitz werden Loftwohnungen

Brikettfabrik Witznitz Luftaufnahme. Foto: Jascha Hoste/lost-in-time-ue.nl

Borna (aw). Da kommt Leben nach Borna: Ein Investor möchte das Trockenhaus der ehemaligen Brikettfabrik Witznitz, rund 30 Kilometer von Leipzig entfernt, umbauen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen 15 Millionen Euro investiert werden, die neuen Eigentümer bereits 2022 einziehen können. Gemeinsam mit dem Bornaer Künstler Michael Fischer-Art und dem Architekten Marco Stelzel möchte der Investor 29 Eigentumswohnungen – zum Teil über zwei Etagen und mit 90 bis 180 Quadratmetern Größe in alten Gebäude entstehen lassen. Schon ab Herbst soll das Gebäude entkernt und Anfang September die Vermarktung gestartet werden. Die Struktur des Trockenhauses beleibt bestehen sowie das Dach mit Originalteilen. Lediglich Zwischendecken möchte man einziehen. Nach Rücksprache mit dem Amt für Denkmalpflege sollen auch die bisherigen Stahlträger an ihrem Platz bleiben.

Während die Bewohner des Erdgeschosses Terrassen und alle übrigen Wohnungen Balkone bekommen, verschwinden die bisherigen Schornsteine teilweise und machen Platz für Wintergärten. In den Genuss kommen die Eigentümer der fünften Etage. Auf dem Dach sollen mehrere drei Meter große Figuren im Stil der Fischer-Art-Kunst entstehen, die die Geschichte des Bergbaus zeigen. Zwei neue Treppenhäuser hat der Investor im Gebäude geplant, die Fenster werden original aufbereitet. Im Inneren könnte auch ein Café integriert werden, das als eine Art Begegnungsstätte funktionieren und in dem Teile der alten Inneneinrichtung ausgestellt werden.

Auch Barrierefreiheit ist mit eingeplant. Das rund 4.000 Quadratmeter große Gebäude wird für Menschen mit Einschränkungen an jedem Punkt erreichbar sein. Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage vorgesehen. Nach Angaben des Investors sollen die zukünftigen Eigentümer Mitspracherecht bekommen, wenn es um die Grundrisse geht. Man arbeite eng mit dem Amt für Denkmalpflege zusammen und hofft auf einen Baubeginn im Frühjahr 2021. Nach Angaben des Investors rechnet man mit einer hohen Nachfrage, denn umgebaute Industriekomplexe stünden hoch im Trend.

Kurze Dokumentation mit Zeitzeugen

Historie

Die Brikettfabrik und das zugehörige Kraftwerk wurde 1912 erbaut und 1913 in Betrieb genommen. Komplett fertiggestellt war der Bau 1918. Die Braunkohle erhielt man aus dem benachbarten Tagebau Witznitz. Während der 79-jährigen Betriebsdauer erzeugte man 38 Millionen Tonnen Brikett sowie Elektroenergie für den Eigenbedarf (Tagebau und Fabrik) und das Landesnetz.

Nach der Schließung im Jahr 1992 begann man mit Teilabbrüchen und Teilsanierungen. Die Schaltwarte der ehemaligen Brikettfabrik wurde 1998/99 durch die Augsburger Gesellschaft für Lehmbau, Bildung und Arbeit Leipziger Land e.V. umfassend saniert. Dort fanden und finden Konzerte, Ausstellungen und weitere Veranstaltungen statt. Die Gebäude für Nassdienst, Trockendienst sowie das Pressenhaus und andere blieben erhalten, doch wurden sämtliche Maschinen darin verschrottet. Einge Gebäudeteile wurden umfassen saniert und beherbergen heute Firmen und Privatwohnungen. Die Mittelgänge und Rohrverbindungen zwischen den Gebäuden sind ebenfalls verschwunden.