Leipzig (aw). Das ehemalige "Gästehaus des Ministerrates und Politbüros der DDR" in der Schwägrichenstraße im Musikviertel, auch "Honeckers Gästehaus" oder "Gästehaus am Park" genannt, soll zu einer modernen Wohnanlage ausgebaut werden. Durch die Änderung des Bebauungsplans werden hier 130 Wohnungen unterschiedlicher Größe entstehen. Dafür werden die vorhandenen Gebäude - ein zweigeschossiger Flachbau sowie ein Sechsgeschosser - um jeweils eine Etage erweitert. Ein siebengeschossiger Neubau im nordwestlichen Teil des Grundstücks wird das Ensemble ergänzen.
Neben einem Penthouse sowie familiengerechten Wohnungen sind auch barrierefrei erreichbare Einheiten sowie eine große Tiefgarage vorgesehen. Der Flachbau und die beiden Hochbauten erhalten jeweils begrünte Dächer. Die Zufahrt erfolgt über die Schwägrichenstraße und die Karl-Tauchnitz-Straße. Ein öffentlicher Fußweg im Süden des Grundstückes schafft eine zusätzliche Verbindung zwischen beiden Straßen beziehungsweise dem Clara-Zetkin-Park.
Denkmalgerechte Sanierung
Das Bestandsgebäude wird denkmalgerecht saniert, dazu gehören auch die Natursteinfassaden im Erdgeschoss sowie die Werksteinplatten der oberen Geschossebenen. Auch die Freifläche orientiert sich mit hochgewachsenem, parkartigem Baumbestand und Landschaftsrasen am historischen Vorbild. Das sechs Meter lange Wandrelief des Leipziger Malers Bernhard Heisig (1925 - 2011) wird im Foyer des ehemaligen Gästehauses rekonstruiert.
Erich Honecker war Stammgast
Das ehemalige "Gästehaus des Ministerrates und Politbüros der DDR" wurde 1968 vom SED-Staatschef Walter Ulbricht eröffnet. Neben Ulbricht gastierte auch Nachfolger Erich Honecker mindestens zwei Mal pro Jahr während der Leipziger-Messe im Gebäude. Quartier bezogen auch weitere DDR-Größen und ausländische Staatsgäste. 1983 wurde in einem abhörsicheren Bunker unter dem Haus ein Milliardenkredit für die fast bankrotte DDR von Honecker und Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß verhandelt.
1995 verkaufte die Treuhand das Grundstück samt Gebäude an die Hamburger Restaurant-Kette Block, die hier ein Luxushotel entstehen lassen wollte. Ein Feuer hatte 1999 im Inneren großen Schaden angerichtet. 2012 übernahm ein Investor das Hotel von der Block-Gruppe. Seit 2013 steht die Immobilie unter Denkmalschutz. 2016 wechselte das Gebäude erneut den Besitzer. Die Unternehmensgruppe hat bereits die ehemaligen Globuswerke in der Stadt saniert.