Flöha (pm/aw). Anfang August ist die Kreativphase der diesjährigen Industriebrachenumgestaltung - kurz ibug - gestartet. Rund 60 Künster*innen und Kollektive erwecken aktuell in mehreren Etappen das brachliegende Gelände der ehemaligen Buntpapierfabrik in Flöha zu neuem Leben und verwandeln es in ein Gesamtkunstwerk. Die Kreativen aus dem In- und Ausland gestalten das Areal mittels Malerei und Graffiti, Illustrationen und Installationen, Upcycling und Multimedia und präsentieren damit ein breites Spektrum der urbanen Kunstarten.
2021 zum ersten Mal dabei ist der Hamburger Künstler Marshal Arts. Der gebürtige Chilene arbeitet nach dem Motto “Reclaim the streets, get you thinking and discuss certain social topics.” und präsentiert seine Botschaften mit bunten Stencils und Paste Ups, die mit Schablonen bzw. als Plakat mit Leim oder Kleister auf eine Wand gebracht werden. Seine kleinen, detaillierten Arbeiten mit asiatischem Einfluss sind in der gesamten Brache verteilt. Bond Truluv ist dagegen schon Stammgast bei der ibug. Der Leipziger gilt als Stilforscher und einer der innovativsten Urban Contemporary Artists, der mit verschiedensten Medien und Materialien experimentiert. In der jüngsten Vergangenheit fokussiert er sich auf neue Technologien und hinterfragt mit seinen teils futuristischen Motiven u.a. die Identitätsbildung im digitalen Zeitalter anhand von dreidimensionalen, mit Lichteffekten unterlegten Wandarbeiten, die sich als Installationen in ihre Umgebung einfügen.
Die weiteste Anreise nach Flöha haben in diesem Jahr Plan B aus Finnland. Der Künstler kritisiert mit seinen vielseitigen Arbeiten auf sehr hintergründige Art und Weise den Kapitalismus. Bereits auf der ibug 2019 in Reichenbach war Plan B mit Werken wie “Can you Brexit?” oder “Trumps America” zu sehen.
Daneben entsteht in der ehemaligen Buntpapierfabrik an der Augustusburger Straße eine abwechslungsreiche Ausstellung u.a. mit Fassadenmalereien, Lettering und Illustrationen oder Installationen aus Papier und Mixed Media. Rahel Pötschke, Künstlerbetreuerin und Vorstand des ibug e.V., ergänzt: “Wir sind in diesem Jahr besonders gespannt auf den experimentellen Umgang der Künstler*innen mit dem noch vorhandenen Bunt- und Spezialpapier, das einst hier gefertigt wurde und jetzt Teil der kreativen Auseinandersetzung ist.” Leider konnten aufgrund der aktuellen Reisebeschränkungen nicht alle geladenen Kreativen nach Sachsen anreisen. “Wir bieten aber allen die Möglichkeit, ihre Arbeiten in Form von digitalen Beiträgen und Exponaten zu präsentieren. Und sie können sich dabei ebenfalls auf individuelle Art und Weise mit dem Buntpapier aus Flöha auseinandersetzen, dass wir ihnen im Vorfeld zugesandt haben.”, so Pötschke weiter.
Das Ergebnis der drei kreativen Wochen ist ab Ende August für das Publikum zu sehen. Vom 27. bis 29. August, vom 3. bis 5. September sowie vom 10. bis 12. September können Neugierige und Kunstfans die Ausstellung auf Zeit besichtigen. Dazu ist im Rahmen der aktuell geltenden Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung ein Festivalprogramm mit Führungen und Filmen, Musik und Performances, Podiumsdiskussionen sowie Angeboten und Workshops für Schüler:innen geplant. Außerdem werden Videointerviews mit ehemaligen Arbeiter:innen der Buntpapierfabrik und Zeitzeug*innen präsentiert, die vom Arbeitsalltag erzählen und die verschiedenen Arbeitsprozesse erklären.
Die ibug ist an den drei Festivalwochenenden freitags von 15:30 bis 20 Uhr sowie Samstag und Sonntag zwischen 10 und 20 Uhr geöffnet, der Biergarten auf dem Festivalgelände jeweils bis 22 Uhr. Die Besucher*innenkapazität ist aufgrund der Corona-Bedingungen begrenzt, der Einlass erfolgt daher in gestaffelten Zeitslots.
Aktuelle Infos zu Rahmenbedingungen und Programm der ibug 2021 und Tickets im Vorverkauf gibt es online unter www.ibug-art.de.